- Zehn Staaten haben sich bereit erklärt, sich an der Aufnahme von 400 unbegleiteten Minderjährigen aus dem abgebrannten Flüchtlingslager Moria zu beteiligen.
- Wie das Staatssekretariat für Migration (SEM) am Freitagmittag mitteilt, will die Schweiz 20 Kinder und Jugendliche aufnehmen.
- Ein Grossteil der Menschen – je 100 bis 150 – werde von Deutschland und Frankreich aufgenommen, verkündet der deutsche Innenminister Horst Seehofer.
- Mit weiteren Ländern liefen noch Gespräche, so der CSU-Politiker.
Die Schweiz will rund 20 unbegleitete Kinder und Jugendliche aus dem niedergebrannten Flüchtlingslager Moria auf Lesbos aufnehmen. Dies stellte das Staatssekretariat für Migration (SEM) auf eine informelle Anfrage aus Deutschland hin am Freitagmittag in Aussicht. Im Zentrum stehe für die Regierung aber die Hilfe vor Ort.
Es gehe vor allem darum, unverzüglich die Unterbringung, Versorgung und den Schutz der Migrantinnen und Migranten sicherzustellen, schreibt der Bundesrat. Eine Verteilung der betroffenen Migrantinnen und Migranten in die EU-Länder steht nach seinen Angaben nicht im Vordergrund.
Krise 2015 dürfe sich nicht wiederholen
Neben der Schweiz haben sich auch Deutschland, Frankreich, Finnland, Luxemburg, Slowenien, die Niederlande, Kroatien, Portugal und Belgien zur Aufnahme der unbegleiteten Flüchtlinge bereit erklärt.
Für Deutschland erklärte Minister Horst Seehofer, dass die Menschen bis Ende September aufgenommen werden sollen. Er wolle darüber hinaus vor allem bei Familien mit Kindern eine europäische Lösung. Die Krise von 2015 dürfe sich nicht wiederholen.
Ein Kernthema der Europäischen Union
Das Lager Moria war in der Nacht zum Mittwoch bei mehreren gleichzeitigen Bränden fast vollständig zerstört worden. Statt der vorgesehenen rund 3'000 Migranten waren dort über 12'000 Menschen untergebracht. Einige der Migranten sollen Feuer gelegt haben, nachdem für die Bewohner des Flüchtlingslagers wegen Corona-Infektionen Quarantäne verordnet worden war.
Die Migration ist das wichtigste Thema für die Europäische Union.
Bei einer Pressekonferenz mit dem EU-Migrationskommissar – dem griechischen Politiker Margaritis Schinas – sagte der deutsche Innenminister Seehofer: Man sei mit weiteren Ländern im Gespräch. «Das ist ein dickes Brett, das hier gebohrt werden muss.» Und er fügte hinzu: «Die Migration ist das wichtigste Thema für die Europäische Union.»
Die Zeit läuft
Man könne nicht warten bis alle 27 EU-Staaten einer gemeinsamen Migrationspolitik zustimmten, sagte Seehofer mit Blick auf die Lage in Lesbos. Und er erklärte weiter: Griechenland habe Vorschläge übermittelt, wie Deutschland vor Ort bei der Unterbringung und Versorgung der obdachlos gewordenen Flüchtlinge helfen könne. Die Bundesregierung wolle sich nun mit den deutschen Hilfsorganisationen zusammensetzen, um möglichst umfassend zu unterstützen.