- Nach dem verheerenden Flugzeugunglück auf dem südkoreanischen Flughafen Muan suchen die Ermittler weiter nach der Unglücksursache.
- Unter Experten gerät derweil eine 250 Meter hinter der Landebahn gelegene Mauer in den Fokus, an der Flug 7C2216 am vergangenen Sonntag zerschellte.
- Auf der von Erde umgebenen Betonwand war ein für die Landung notwendiges Antennensystem angebracht.
Das System unterstützt Pilotinnen und Piloten beim Anflug. An vielen Flughäfen sehen diese Antennen aus wie eine Reihe roter Stangen. Unklar ist jedoch, warum diese vier Meter hohe Konstruktion in Muan von einer Mauer eingefasst war.
Die Antennen müssten flexibel wie ein Strohhalm sein, um bei einem Aufprall zu brechen, erklärte ein Experte im südkoreanischen Fernsehsender KBS. Selbst wenn man die Antennen höher hätte positionieren wollen, hätte man keine Betonmauer darum bauen müssen, sagte ein Pilot der Nachrichtenagentur Yonhap.
Die meisten Todesopfer sind identifiziert
Andere Luftfahrt-Experten mutmassten, dass die Konstruktion in Muan nicht internationalen Standards entspreche. Laut Yonhap gab der Flughafen an, dass eine Erhöhung der Antennen notwendig sei, damit das System ordnungsgemäss funktioniere. Das Verkehrsministerium argumentierte, dass auch andere Flughäfen in Südkorea eine ähnliche Betonkonstruktion hätten.
Unterdessen klärten die Ermittler nach Angaben des Verkehrsministeriums bislang die Identität von 174 der 179 ums Leben gekommenen Insassen der Unglücksmaschine. Erste Leichen hätten die Behörden bereits ihren Familien zur Bestattung überstellt.
Die Sperrung der Start- und Landebahn des Flughafens im Südwesten des Landes wurde vorerst bis zum 7. Januar verlängert, um die Unfallstelle weiter untersuchen zu können. Vor Ort sind neben koreanischen Experten auch Vertreter des US-Flugzeugbauers Boeing und der US-Behörde NTSB, die Unglücke in der Luftfahrt aufklärt.
Die Bergungsteams haben die beiden Flugschreiber gefunden. Jener mit den Sprachaufzeichnungen aus dem Cockpit sei in relativ gutem Zustand, berichtete die Nachrichtenagentur Yonhap. Der Zweite mit den Flugdaten wurde demnach beschädigt. Die Experten müssen nun prüfen, wie sie an die Daten kommen. Bis es Ergebnisse gibt, dürfte es deshalb noch einige Zeit dauern.
Piloten meldeten Kollision mit Vögeln
Am Sonntagmorgen (Ortszeit) war eine Boeing 737-800 der südkoreanischen Billigfluglinie Jeju Air mit 181 Insassen ohne ausgeklapptes Fahrwerk in Muan gelandet und über die Landebahn hinaus geschlittert. An einer Mauer zerschellte die aus Bangkok kommende Maschine und ging in Flammen auf. Lediglich zwei Crew-Mitglieder überlebten die Bruchlandung, 179 Passagiere liessen ihr Leben.
Als Unfallursache vermuten die Behörden einen Vogelschlag kurz vor der Landung. Der Tower hatte zunächst vor einem solchen Zusammenprall mit Vögeln gewarnt. Unmittelbar danach meldeten die Piloten per Mayday-Notruf selbst einen Vogelschlag. Unklar ist bislang, wie diese Kollision das Fahrwerk beschädigen konnte.