Tee sitzt am Boden und schneidet Wassermelonen in Stückchen. Der Touristenführer verfüttert sie der Elefanten-Seniorin Sengdao.
Sengdao ist eine von rund 120 Elefanten, die in den vergangenen Tagen vor den Überschwemmungen in Sicherheit gebracht wurden. Sie gehören zum «Elephant Nature Park» – einem Touristenpark, der vor allem alte und behinderte Elefanten bei sich aufgenommen hat.
Tee erinnert sich an die dramatische Aktion. Viele der Elefanten seien blind, andere seien nicht mehr gut zu Fuss. Das mache es besonders schwierig, sie zu retten. So habe sich ein blinder Elefant im Bambuswald verirrt, nachdem der ihr vertraute Elefantenpartner sie aus Panik vor dem Wasser zurückgelassen hatte.
Tee sprang mit anderen Helferinnen und Helfern ins Wasser, um die Elefanten ans Ufer zu bringen. Er habe im ersten Moment nicht an seine eigene Sicherheit gedacht, sagt der 38-Jährige: «Zuerst mussten wir die in Panik geratenen Elefanten beruhigen, um dann zu versuchen, sie aus dem Wasser zu lotsen.» Bei der Suche half auch das thailändische Militär mit Helikoptern.
Zwei Elefanten ertranken
Für zwei Elefanten kam allerdings jede Rettung zu spät. Parkgründerin Saengduean Lek Chailert kämpft mit den Tränen. Zwei Tiere seien einfach von den Fluten weggeschwemmt worden und ertrunken.
Solche Fluten hätten sie hier noch nie erlebt, sagen sowohl Parkchefin Lek wie auch Touristenführer Tee. In der Elefantenpark-Anlage haben die Wassermassen eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Die Elefanten-Ställe, Unterkünfte für Touristinnen und freiwillige Helfende sind voller Schlammmassen.
Mit Traktoren und Baggern helfen Soldaten, aber auch Nachbarinnen, Freiwillige – einige versuchen, mit blossen Schaufeln die bis zu einem Meter hohen Schlammschichten abzutragen. Parkchefin Lek spricht von einem Alptraum. Nicht zuletzt für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie habe überall im Park nach den Elefantenführern und deren Familien gesucht. Um sicherzustellen, dass niemand vermisst werde. Alle waren mit der Rettung der Elefanten beschäftigt.
Der Norden Thailands wurde in den vergangenen Wochen von schweren Überschwemmungen heimgesucht. Der Taifun Yagi hat die saisonalen Regenfälle zusätzlich verschlimmert.
Wiederaufbau dauert Monate
Den finanziellen Schaden könne sie jetzt noch nicht abschätzen. Der Wiederaufbau der Anlage könnte mehrere Monate in Anspruch nehmen. Die Elefanten bleiben auf absehbare Zeit weiter oben in den Hügeln. Sie traue der Situation noch nicht, sagt Parkchefin Lek. Das Wetter könne schnell wieder umschlagen. Und es könnte zu einer weiteren Katastrophe kommen.
Zu den Hauptursachen zählen die Ausdehnung der Siedlungs- und Anbauflächen in der Region. Ebenso die schweren Waldbrände – sie sorgen dafür, dass die Waldflächen schrumpfen und sie weniger Wasser aufnehmen können.
In Chiang Mai sind drei Menschen in den Fluten ums Leben gekommen. Das Wasser ist inzwischen stark zurückgegangen, viele Häuser sind aber noch immer von den Wassermassen abgeschnitten. Inzwischen wurden auch die Hauptstadt Bangkok und weitere Provinzen im Zentrum des Landes vor möglichen Überschwemmungen gewarnt.