Alles sei innerhalb von 20 Minuten passiert, erzählt Begluk Muberiz. Der Fluss, der eigentlich etwa 30 Meter entfernt vorbeifliesst, rauschte plötzlich meterhoch durch das Erdgeschoss. Der ältere Mann steht vor seinem Haus inmitten von verschlammten Möbeln. «So eine Überschwemmung habe ich noch nie erlebt. Eine Katastrophe», sagt er. Dabei habe er noch Glück gehabt.
Im Nachbarsdorf sind mehrere Menschen bei der Sturmflut vom letzten Freitag ums Leben gekommen, und noch immer werden Leichen geborgen. Ganze Häuser wurden hier weggespült. Sichtbar sind nur noch das Fundament und einzelne Mauerstücke, dazwischen eingedrückte und verschlammte Möbel. Der Zivilschutz sowie das Militär sind vor Ort. Mit Baggern werden das im ganzen Flussbett verteilte Geröll, mitgeschwemmte Baumstämme und Autos entfernt.
Hilfe aus dem Ausland
Bislang wurden landesweit über 20 Tote bestätigt. Internationale Rettungsteams suchen gemeinsam mit den bosnischen Behörden weiterhin nach Vermissten. Neben der EU haben auch die Nachbarländer Hilfskräfte zur Unterstützung geschickt.
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Bild 1 von 5. Mitglieder des Zivilschutzes und der Armee suchen mithilfe von Baggern weiterhin nach vermissten Personen. Kurz vor der Aufnahme dieses Fotos wurde im Dorf eine weitere Leiche einer Frau entdeckt. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 5. Die Hälfte des Hauses wurde vom Wasser fortgerissen. In Gebieten, wo weiterhin Gefahr herrscht, wurden die Menschen evakuiert. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 5. Durch das Dorf zieht sich eine Schneise aus mitgerissenem Geröll und Baumstämmen. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 5. So plötzlich wie das Wasser gestiegen ist, hat es sich wieder zurückgezogen. Die Pegelstände sind mittlerweile wieder auf einem normalen Niveau. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 5. Die Wassermassen rissen alles weg, was im Weg stand: Häuser, Autos und Bäume. Bildquelle: SRF.
Am meisten zu tun gibt es für die Helfenden in der Region rund um die Kleinstadt Jablanica, wo die grösste Opferzahl zu beklagen ist. Das Gebiet ist noch immer schwer zu erreichen. Durch den Regen löste sich hier Geröll aus einem höher gelegenen Steinbruch. Die Steinlawine hat Häuser und Menschen unter sich begraben. Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen gegen die Betreiberfirma aufgenommen. Für den Steinbruch liegt keine Genehmigung vor.
Verschiedene Gründe für die Katastrophe
Es sind die schwersten Überschwemmungen in Bosnien-Herzegowina seit zehn Jahren. Grund dafür waren äusserst heftige Regenfälle. So regnete es innerhalb weniger Stunden so viel, wie normalerweise über drei bis vier Monate verteilt. Diese Menge konnten die ausgetrockneten Böden nach dem langen Sommer nicht aufnehmen. Innerhalb kürzester Zeit entstanden so heftige Sturzfluten.
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Bild 1 von 5. Die Wassermassen haben ganze Haushalte mitgerissen. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 5. Viele Strassen sind beschädigt. Schritt für Schritt werden sie wieder passierbar gemacht. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 5. Bis alle Schäden behoben sind, dürfte es Monate dauern. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 5. An verschiedenen Stellen wurden Strassen verschüttet oder sie brachen ganz weg. Einige Dörfer waren daher mehrere Tage von der Aussenwelt abgeschnitten. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 5. Die Zugstrecke zwischen den beiden Grossstädten Sarajevo und Mostar ist derzeit unpassierbar. An verschiedenen Stellen wurden die Gleise verschüttet. Wann die Züge wieder rollen, ist noch unklar. Bildquelle: SRF.
Hinzu kommen laut Experten und Expertinnen auch menschliche Faktoren. Abholzung und teils illegale Bautätigkeiten hätten ebenfalls ihren Teil zu den Fluten beigetragen. Neben dem menschlichen Leid haben die Überschwemmungen auch Schäden an der Infrastruktur verursacht. Die Verbindung zwischen den Grossstädten Sarajevo und Mostar ist weiterhin nicht passierbar.
Grosse Solidarität
Das Leid der Betroffenen hat im ganzen Land eine Welle der Solidarität ausgelöst. «Die Menschen haben uns Essen und Trinken gebracht», sagt Begluk Mubaraz. Freiwillige hätten ihm geholfen, das Wasser und den Schlamm aus dem Haus zu schaffen.
Auch jetzt packt eine Gruppe junger Männer im Nachbarhaus mit an. Sie sind Fussballfans und aus der Hauptstadt Sarajevo hergekommen. Hier kommen sie schnell voran. Doch bis die Schäden im ganzen Land behoben sind, dürfte es noch lange dauern.