In der engen Küche klappern die Töpfe. Verschiedene bosnische Spezialitäten köcheln über dem Gasherd. Routiniert bereiten die beiden Köchinnen ein Gericht nach dem anderen zu, obwohl sie kaum Platz haben, sich umzudrehen.
Am beliebtesten seien die Klepe, sagt die junge Geschäftsführerin Dzana: bosnische Ravioli in weissem Teig mit Fleischfüllung. Serviert werden sie mit einer Jogurt-Knoblauch-Sauce.
Dzanas Eltern haben das Restaurant vor 15 Jahren gegründet. Mittlerweile führt die Familie auch ein Café, wo sie Baklava und andere Backwaren verkaufen. Insgesamt 20 Angestellte beschäftigen sie in den beiden Betrieben.
Tourismus in Bosnien-Herzegowina wächst
«Ohne die Touristen würde es uns nicht geben», gibt Dzana unumwunden zu. Ursprünglich hätten sie das Restaurant für die lokale Bevölkerung eröffnet. Doch schnell kamen auch Touristen. Das mache schon einen grossen Unterschied.
Seit einigen Jahren wächst in Bosnien-Herzegowina der Tourismus. Dieses Jahr rechnen die Behörden mit einem Rekordjahr. Auch Dzana und ihre Familie spüren das Wachstum. Im Sommer seien sie jeden Abend komplett ausgebucht.
Gründe für das Wachstum
Für das Wachstum gibt es verschiedene Gründe. So werden die Länder auf dem Balkan auch abseits der klassischen Feriendestination Kroatien immer beliebter bei Touristen. Albanien oder eben Bosnien werden auf den sozialen Netzwerken als die letzten Geheimtipps Europas angepriesen.
Im Fall Bosnien-Herzegowinas kommt noch ein weiterer Faktor hinzu. Schaut man die Herkunft der Gäste im Juni genauer an, sticht heraus, dass die meisten Touristen aus Saudi-Arabien und der Türkei kamen. Vor allem bei Touristen aus den Golfstaaten gab es zuletzt ein starkes Wachstum. Ausgebaute direkte Flugverbindungen, keine Visabeschränkungen und eine kulturelle Nähe durch die gemeinsame Religion sind hier ausschlaggebend.
Nur wenige Regionen profitieren
Ismet hämmert geduldig Kupfer in eine rundliche Form. Er arbeitet an einer kleinen Kaffeekanne. Seit 35 Jahren produziert und verkauft er traditionelles Kupferhandwerk und setzt damit eine über 200-jährige Familientradition fort. «Jedes Jahr kommen mehr und mehr Touristen», freut er sich. Er passt seine Produkte deshalb an die Bedürfnisse der Touristen an. So kann man in seinem Laden neben den klassisch verzierten Kupferteller auch solche mit den Wappen grosser Fussballclubs kaufen.
Die meisten Touristen verzeichnen die beiden Städte Sarajevo und Mostar. Es mangelt noch an Infrastruktur, um das ganze Land für Touristen und Touristinnen attraktiv zu machen. Dabei ist die Natur, wie auch in anderen Ländern des Balkans, weitgehend unberührt. Berge, Wildflüsse und weite Wälder bieten sich für Outdoor-Tourismus an. Mit dem Ausbau von Wanderwegen könnten auch abgelegene Regionen am gesteigerten Interesse teilhaben.