Die Naturkatastrophe im Westen Deutschlands nimmt immer grössere Ausmasse an. Wie in der Schweiz hat es auch in unserem Nachbarland in den letzten Tagen extrem viel geregnet. Aber nicht immer bedeutet extremer Regen grosse Zerstörung. SRF-Meteorologe Gaudenz Flury ordnet das Geschehene aus Wetterperspektive ein.
SRF News: Was ist meteorologisch passiert in den letzten Tagen in Deutschland?
Wie bei uns in der Schweiz müssen wir etwas weiter zurückschauen. Schon im Mai fiel im Westen Deutschlands viel Regen und auch in den letzten zwei, drei Wochen fiel immer wieder viel Regen. Die Böden waren also vielerorts gesättigt.
In den letzten Tagen lag über Mitteleuropa ein sogenanntes Höhentief. Dieses hängt mit einem Tief am Boden zusammen. Über dem Norden von Deutschland lag schwülwarme Luft. Diese wurde vom Tief mit immer der gleichen Windrichtung in die betroffene Region geführt und wurde dann in der Eifel regelrecht ausgequetscht. Es fielen 100 bis 200 mm Regen.
Ist das aussergewöhnlich? Und wenn ja, weshalb?
Ja, das ist sehr aussergewöhnlich, normalerweise fallen in dieser Region in ganzen Monat Juli rund 70 mm Regen.
Wie konnte das Unwetter so viele Schäden anrichten?
Laut dem ARD-Meteorologen Karsten Schanke fiel Ende Juni in der Uckermark im Osten Deutschlands fast dieselbe Menge Regen, passiert ist dort aber nicht allzu viel, es ist dort recht flach. In den nun betroffenen Mittelgebirgen ist das Land sehr hügelig, das Wasser wird in den Tälern kanalisiert. Zum Beispiel der Fluss Ahr bei Altenahr stieg in kurzer Zeit von Wasserstand 50 bis 100 cm auf fast 575 cm an, der alte Rekord lag dort bei 371 cm. Rekorde wurden also regelrecht pulverisiert.
Das Schlimmste ist vorbei. Hoch «Dana» übernimmt.
Wie geht es wettertechnisch weiter, ist das Schlimmste vorbei?
Ja, das schlimmste, was das Wetter anbelangt, ist vorbei. Hoch «Dana» übernimmt und sorgt ein paar Tage für sonniges und trockenes Wetter. Die schlimmen Aufräumarbeiten dauern aber noch sehr lange.
Das Gespräch führte Saya Bausch.