Das Bild ging um die Welt: Die Studentin Alaa Salah steht auf einem Autodach und feuert eine Menge Protestierender an. Auch im Sudan ist die 22-Jährige unterdessen so bekannt, dass sie kaum mehr alleine an die Proteste gegen das Regime gehen kann.
Dass sie bekannt wurde, hat an ihrer Einstellung aber nichts geändert. «Ich bin eine von vielen Protestierenden», sagt Salah. Ärgerlich findet sie bloss, dass jemand in ihrem Namen einen Twitter-Account führt. Deswegen würden viele Sudanesen nun denken, der Erfolg sei ihr zu Kopf gestiegen. Manchmal wird sie deswegen auf der Strasse angefeindet.
Kopftuchpflicht und Hosenverbot
Rund ein Drittel der Demonstrierenden für einen Wandel im Sudan sind Frauen. Der Abgang von Langzeitherrscher Omar al-Baschir lässt sie hoffen. Von einer neuen Regierung wünschen sie sich mehr Freiheiten. Aktuell herrscht im muslimischen Land Kopftuchpflicht. Hosen tragen ist Frauen untersagt, sie dürfen kein Land besitzen, und gewisse Berufe sind Männern vorbehalten. Auch die weibliche Genitalbeschneidung ist nach wie vor erlaubt.
«In den letzten 30 Jahren haben wir sehr gelitten», sagt die Aktivistin und emeritierte Medizinprofessorin Ihsan Fagiri. «Das Strafgesetz ist frauenfeindlich. Wer gegen die öffentliche Ordnung verstösst, wird ausgepeitscht oder landet im Gefängnis.» Über die Hälfte der Gefängnisinsassen im Sudan sind weiblich. Die Polizei geht etwa gegen Frauen vor, die in den Strassen Tee verkaufen.
Ungewisse Entwicklung
Noch ist nicht sicher, ob diese Gesetze auch geändert werden. Zwar ist Diktator al-Bashir weg, doch nun soll eine zivile Übergangsregierung die Führung des Landes übernehmen. In zwei Jahren dann könnten Wahlen stattfinden. Dominieren dann konservative Kräfte, waren die Proteste der Frauen wohl umsonst.
Frauenrechtlerin Fagiri ist froh, dass es junge Frauen wie Alaa Salah gibt, die aufbegehren. «Früher hatten wir im Sudan die Kandaka, die nubischen Königinnen.» Auch heute gäbe es im Sudan viele starke Frauen. An den Protesten in Khartum zumindest treten die jungen Frauen selbstbewusst auf – wie Studentin Alaa Salah. Das schenkt Fagiri Zuversicht, dass das Leben für die jungen Frauen im Sudan bald besser wird.