Wenn es um die Finanzierung von Terror geht, steht oft Katar in der Kritik. Insbesondere was die Finanzierung der Hamas betrifft, deren Terrorangriff Anfang Oktober über tausend israelischen Zivilisten das Leben gekostet hat. Im Fokus stehen Nichtregierungsorganisationen wie «Qatar Charity». Laut den USA finanziert Katar den weltweiten islamistischen Terrorismus.
Qatar Charity ist weltweit tätig und verfügt über ein gewaltiges Budget.
Der französische Nahostexperte Georges Malbrunot und sein Kollege Christian Chesnot haben 2019 vertrauliche Dokumente der katarischen Wohltätigkeitsorganisation ausgewertet und ihre Ergebnisse im Buch Qatar Papers publiziert.
Für Georges Malbrunot arbeitet «Qatar Charity» in einer Grauzone: «Qatar Charity ist weltweit tätig und verfügt über ein gewaltiges Budget. Die Organisation leistet zweifellos hervorragende Arbeit, aber es gibt auch problematische Bereiche. Sie fördert über Vereine den Islam, aber nur denjenigen, der ihnen passt, der konservativer ist, als es sich die meisten europäischen Länder wünschen – auch die Schweiz.»
Geld für Islamisten in der Schweiz
Für wohltätige und kulturelle Zwecke fliessen Katar-Millionen auch in die Schweiz, in islamische Institutionen und Moscheen. So auch in den Bau des islamischen Kulturzentrums bei Lausanne. Die Dokumente von Malbrunot und Chesnot zeigen: Qatar Charity beteiligte sich 2011 mit 1,5 Millionen Franken am Kulturzentrum. Pikant: Das Zentrum warb 2019 für einen Auftritt des ägyptischen Hasspredigers Omar Abdel Kafi.
Die jüngsten Angriffe der Hamas auf Israel beglückwünschte er auf Youtube explizit. 1.6 Millionen Menschen haben dieses Youtube-Video aufgerufen. Der islamistische Prediger hat rund 10 Millionen Follower. Weder das Kulturzentrum noch «Qatar-Charity» haben auf die Anfragen von SRF reagiert.
Saïda Keller-Messahli ist Expertin für Islamismus. Leute wie Omar Abdel Kafi träten oft – auch dank katarischem Geld – in Schweizer Morschen auf.
Das sei äusserst heikel, sagt sie: «Diese sogenannten Investitionen, die Katar in der Schweiz tätigt, sind für mich immer suspekt gewesen, weil das nicht normale Investitionen sind, wie man es sich gewohnt ist. Sondern es ist immer verbunden mit einem Weltbild. Es ist immer verbunden mit ihrer islamistischen Ideologie.»
IZRS mit Beziehungen zu Katar
Der selbsternannte Islamische Zentralrat der Schweiz mit seinem Exponenten Nicolas Blancho ist ein alter Bekannter der Schweizer Salafistenszene. Blancho und seine Mitstreiter wurden 2018 respektive 2022 vom Bundesstrafgericht in Bellinzona wegen Verbreitung von Al-Qaida-Propaganda verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Nicolas Blanco pflegt beste Beziehungen zu Katar. Er war Mitglied diverser Vereine mit dem Zweck, eine strenge Ausrichtung des Korans zu fördern. Zwei solcher Vereine präsidierte Abdulaziz Abdul Rahmani, der ehemalige Chef von «Qatar Charity». Mittlerweile sind diese Vereine nicht mehr aktiv, einige von ihnen wurden von Amtes wegen aufgelöst.
«Blancho kann Arabisch. Er kann sich verständigen. Er ist willkommener Gast und ein Instrument für Katar», sagt Saïda Keller-Messahli, «er kann mit seinem Diskurs, ‹die Schweiz ist islamophob›, ‹die Schweiz ist muslimfeindlich›, viele Sympathien gewinnen. Als Europäer, der zum Islam konvertiert ist, ist er dort ein bunter Hund und weckt sehr viel Interesse.» Weder der IZRS noch Blancho haben auf die Anfragen von SRF reagiert.