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Putins innerer Zirkel
Aus 10 vor 10 vom 12.10.2022.
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Generäle, Einheizer, Starkoch Diese Männer flüstern Wladimir Putin ins Ohr

Wer sind die Figuren hinter und neben dem russischen Staatspräsidenten? Und wie viel Macht haben sie wirklich? Eine Übersicht.

Auf den ersten Blick ist klar, wer im Kreml das Sagen hat: Im Russland Wladimir Putins gilt die sogenannte «Vertikale der Macht». Sämtliche Fäden laufen beim Staatspräsidenten zusammen.

Und doch gibt es sie: die zentralen Figuren im System. Der Krieg in der Ukraine hat den Einfluss einiger reduziert und anderen zu Prominenz verholfen. Russland-Experte Ulrich Schmid ordnet ein.

Die Militärs

Sergej Schoigu (66), der Gefallene: Vor Kriegsbeginn galt der Verteidigungsminister als unumstritten. Doch dann kam das desaströse Abschneiden der russischen Streitkräfte in der Ukraine. Im Frühling war der persönliche Freund von Staatspräsident Putin plötzlich während mehrerer Wochen aus der Öffentlichkeit verschwunden. Später wurde verkündet, dass gesundheitliche Beschwerden der Grund für seine Abwesenheit gewesen waren. «Schoigu steht unter Druck», sagt Ulrich Schmid, Professor für Kultur und Gesellschaft Russlands an der HSG. Der loyale Weggefährte Putins werde zunehmend als Sündenbock dargestellt.

Sergej Surowikin (56), der Brutale: Er ist der neue Mann Moskaus in der Ukraine. Vergangene Woche hat der Kreml den Militär zum Kommandeur der russischen Streitkräfte ernannt. Surowikin gilt als äusserst brutal. Einen Namen hat er sich vor allem während Moskaus Einsatz in Syrien gemacht, als er die breitflächige Bombardierung der Grossstadt Aleppo befehligte. Für Schmid ist es denn auch keine Überraschung, dass es gleich nach dem Amtsantritt Surowikins zu breitflächigen Raketenangriffen in der Ukraine gekommen ist. «Das ist Ausdruck einer neuen aggressiveren Kriegsführung, die Teile des Kremls sich wünschen.»

Die Kriegstreiber

Ramsan Kadyrow (46), der Bluthund: Nach Wladimir Putin ist der tschetschenische Warlord wohl das bekannteste Gesicht auf russischer Seite im Ukraine-Krieg. Seine martialischen Auftritte haben ihm den Übernamen «Putins Bluthund» eingebracht. 2007 war er im Alter von nur 30 Jahren zum Präsidenten der Teilrepublik geworden, die sich einen jahrzehntelangen, blutigen Bürgerkrieg mit Moskau geliefert hatte. Über wie viel Einfluss er im Kreml wirklich verfügt, ist aber umstritten. «Kadyrow und Putin haben einen Pakt. Letzterer lässt ersterem bei dessen brutalem Regime in Tschetschenien freie Hand, während Kadyrow Putin umgekehrt garantiert, dass es in Tschetschenien zu keinen neuen separatistischen Bewegungen kommt.»

Sie sind in Ungnade gefallen

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  • Sergei Naryschkin (67): In einer denkwürdigen Szene massregelte und düpierte Putin den Chef des Auslandgeheimdienstes im Februar vor laufenden Kameras und einem Millionenpublikum, als dieser sein Bekenntnis zur Invasion der Ukraine nicht inbrünstig genug von sich gab.
  • Waleri Gerassimow (66), Der Generalstabschef der russischen Armee gilt als geistiger Vater der russischen hybriden Kriegsführung, die reibungslose Einnahme der Krim 2014 als sein grosser Verdienst. Doch wie Schoigu wird er für das militärische Versagen in der Ukraine verantwortlich gemacht. Hardliner wie Kadyrow kritisieren ihn öffentlich.
  • Sergei Beseda (68): Der Generaloberst im FSB wurde im Frühling offenbar unter Hausarrest gestellt. Gerüchten zufolge macht ihn Staatspräsident Putin für die falsche Lageeinschätzung zur ukrainischen Kriegsbereitschaft verantwortlich.
  • Dmitry Bulgakov (67): Der Logistikchef der russischen Armee wurde von Staatspräsident Putin im vergangenen Monat seines Amtes enthoben. Sein Nachfolger ist Michail Misinzew, der sich während der Belagerung Mariupols einen Namen gemacht hat.

Jewgeni Prigoschin (61), der Chefkoch: Es ist eine ungewöhnliche Karriere, die dieser Mann hingelegt hat: Von «Putins Koch» in St. Petersburg, der auch die Truppen der russischen Armee versorgt, zum Chef der international gefürchteten Söldner-Truppe Wagner und wichtigen Berater des russischen Staatspräsidenten.

Die Geheimdienstler

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Die Geheimdienste haben in Russland traditionell Gewicht. Ihre Exponenten werden ehrfurchtsvoll «Silowiki» (dt. «starke Männer») genannt. Staatspräsident Wladimir Putin selbst entstammt der KGB-Schule. Zwei Namen stechen heraus:

  • Nikolai Patruschew (70): Zwischen 1999 und 2008 war er Chef des russischen Geheimdienstes FSB. Seither hat er als Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates ein vergleichsweise prestigearmes Amt inne. Doch die Stellung Patruschews darf gemäss Insidern nicht unterschätzt werden. Unter Kreml-Kennern wird er als möglicher Nachfolger Wladimir Putins gehandelt, sollte der starke Mann in der Ukraine scheitern.
  • Alexander Bortnikow (70): 2008 wurde er als Nachfolger Patrushevs zum Chef des Geheimdienstes FSB ernannt. Seine Hauptaufgabe ist es, der Opposition im eigenen Land den Garaus zu machen. Doch auch für das Gebiet der ehemaligen Sowjetrepublik hat er ein Mandat und damit einen möglichen Schwachpunkt: Denn die Kampfbereitschaft der Ukraine wurde im Vorlauf auf den Krieg von Moskau offensichtlich falsch eingeschätzt.

Mit dem Ukraine-Krieg sind die skrupellosen Methoden der privaten Sicherheitsfirma weiter ins Rampenlicht gerückt. Auf Videos ist zu sehen, wie Prigoschin in Gefängnissen neue Kämpfer rekrutiert. Zusammen mit Ramsan Kadyrow gilt er als Hardliner im Ukraine-Krieg. Regelmässig macht er sich für ein härteres Vorgehen Russlands in der Ukraine stark. «Diese Figuren sind nun aus dem Hintergrund getreten und melden nun lautstark Ansprüche an, in der Kriegsführung mitzumischen», so Russland-Experte Ulrich Schmid.

10vor10, 12.10.2022, 21:50 Uhr ; 

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