- Papst Franziskus hat am Wochenende 20 neue Kardinäle ernannt.
- Ausserdem hat er am Grab jenes Papstes gebetet, der als erster in der Kirchengeschichte freiwillig zurückgetreten ist.
- Franziskus heizt so zum heutigen Start der Kardinalsversammlung die Gerüchte rund um einen möglichen Rücktritt an.
Vatikan-Beobachter halten einen solchen Schritt aber derzeit für unwahrscheinlich. Aber: Auch Papst Benedikt XVI. betete wenige Jahre vor seinem Amtsverzicht im Jahr 2013 an diesem Grab. Dieser Besuch wurde später als stille Rücktrittsankündigung interpretiert.
Am Sonntag flog der Papst per Hubschrauber in die italienische Stadt L'Aquila. Er traf dort Hinterbliebene von Opfern des tödlichen Erdbebens von 2009 und betete am Grab Coelestins V. in der Basilika Santa Maria di Collemaggio. Papst Coelestin V. legte 1294 als erster Papst freiwillig und zu Lebzeiten sein Amt nieder.
«Ihr habt viel durch das Erdbeben erlitten und als Volk versucht ihr, wieder aufzustehen», sagte der 85-Jährige in der anschliessenden Messe zu den Hinterbliebenen des Erdbebens. Franziskus reiste anlässlich des Festes der Vergebung an, eine seit Hunderten Jahren gefeierte Tradition, zu der über mehrere Tage Tausende Pilger kommen.
Diese Päpste sind zurückgetreten – oder mussten gehen
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Bild 1 von 7. Papst Benedikt XVI. (2005 bis 2013). Nach fast 2000 Jahren Kirchengeschichte kam es 2013 zu einer Premiere: Es war wohl der erste wirklich freiwillige Rücktritt eines Papstes. Papst Benedikt (bürgerlich: Joseph Ratzinger) machte seine angeschlagene Gesundheit und sein Alter – er war damals 85 – für den Rücktritt geltend. Ratzinger starb am 31. Dezember 2022. (Bild: 2011). Bildquelle: Keystone/AP Photo/Andrew Medichini.
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Bild 2 von 7. Gegenpapst Clemens VIII. (1423 bis 1429). Zu dieser Zeit gab es zwei konkurrierende Päpste. Clemens VIII. verzichtete aber im Jahr 1429 auf seinen Titel und erkannte Martin V. als Papst an. Bildquelle: imago images.
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Bild 3 von 7. Papst Gregor XII. (1406 bis 1415). Gregor XII trat während einer Jahrzehnte andauernden Krise in der Kirche zurück, als sich vermehrt Gegenpäpste zu Rom im französischen Avignon aufstellten. Um den Streit, der als «Kirchenschisma» in die Geschichtsbücher einging, zu lösen, verzichtete der von Rom eingesetzte Gregor XII. auf das Amt. Es übernahm 1417 Martin V. Bildquelle: imago images.
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Bild 4 von 7. Papst Coelestin V. (1294 bis 1294). Das Ende der Herrschaft von Coelestin sollte für über 700 Jahre einzigartig bleiben: Aus einfachen Verhältnissen stammend, war er als Einsiedler zum Papst gewählt worden. Noch im selben Jahr gab er das Amt aufgrund seiner Gesundheit freiwillig wieder auf – mutmasslich spielte jedoch auch der Druck seines Nachfolgers, Bonifatius VIII., eine Rolle. Bildquelle: IMAGO / Artokoloro.
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Bild 5 von 7. Papst Benedikt IX. (1032 bis 1045). Der Beginn des 11. Jahrhunderts stellte eine besonders turbulente Zeit dar, in der ständig verschiedene Geistliche das oberste Kirchenamt für sich proklamierten. Die genauen Gründe des Rücktritts von Benedikt IX. sind denn auch nicht bekannt. Einer könnte gewesen sein, dass er heiraten wollte. Bildquelle: imago images/Zvonimir Atletic.
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Bild 6 von 7. Bischof von Rom Silverius (536 bis 537). Ähnlich wie Pontianus einige Jahrhunderte zuvor, musste auch Silverius auf politischen Druck hin zurücktreten – und zwar wegen des byzantinischen Kaisers Agapitus, der zuvor Rom eingenommen hatte. Rund 100 Jahre vor Silverius musste auch Gegenbischof Eulalius (418 bis 422) seinen Platz für einen anderen – in diesem Fall Bonifatius – frei machen. Bildquelle: imago images.
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Bild 7 von 7. Bischof von Rom Pontianus (230 bis 235). In den frühen Jahren der Kirche waren Streitigkeiten um das Papsttum (das damals noch nicht so hiess) keine Seltenheit. Pontianus (dt. «Brückenmann») verlor den Rückhalt des mächtigen Kaisers Maximinus Thrax, der stattdessen Hippolyt bevorzugte und das Kirchenoberhaupt auf Sardinien inhaftieren liess, worauf dieser auf seinen Titel verzichtete. Bildquelle: imago images.
Neue Kardinäle
Mit der Ernennung von 20 neuen Kardinälen nahm Papst Franziskus zumindest schon mal spürbar Einfluss auf die Zukunft der katholischen Kirche. 16 von ihnen dürften in einem Konklave, also einer Papstwahl, ihre Stimme für ein neues Oberhaupt der katholischen Kirche abgeben, weil sie noch nicht die vorgeschriebene Altersgrenze von 80 Jahren überschritten haben.
Auffällig war, dass der Papst zahlreiche Amtsträger aus Diözesen nicht berücksichtigte, die traditionell irgendwann Kardinäle werden. Stattdessen berief er auch Männer aus Osttimor, Singapur und der Mongolei. Deutsche wurden am Samstag nicht zu neuen Kardinälen ernannt.
Jorge Mario Bergoglio – so heisst der Pontifex mit bürgerlichem Namen – schloss einen Rücktritt zu Lebzeiten bislang nicht aus.