Macron und das Gendern: Der französische Präsident Emmanuel Macron hält nichts vom sogenannten Gendern in der französischen Sprache. Man müsse dem Zeitgeist nicht nachgeben, sagte er anlässlich der Eröffnung eines Zentrums für die französische Sprache. «Das Maskulinum entspricht im Französischen dem Neutrum, man muss keine Punkte in die Mitte der Wörter setzen oder Bindestriche oder andere Dinge, um es lesbar zu machen», so Macron. Er bezieht sich dabei auf die Möglichkeit, im Französischen mithilfe zweier Punkte darzustellen, dass beide Geschlechter gemeint sind.
Was versteht man unter Gendern? Der aus dem Englischen eingedeutschte Begriff Gendern bedeutet, eine gendergerechte Sprache anzuwenden und damit die Gleichbehandlung aller Geschlechter oder Identitäten auszudrücken. Gendern ist sowohl in der deutschen als auch in der französischen Sprache umstritten. Es geht dabei darum, welche Formen verwendet werden sollen. Auf Französisch wird gendergerechte Sprache auch als inklusive Sprache bezeichnet.
Gendern verbieten: Der französische Senat hat einem Gesetzesentwurf zugestimmt, der die Verwendung von gendergerechter Sprache in Gesetzestexten, aber auch in Gebrauchsanweisungen, Arbeitsverträgen und anderen Alltagsdokumenten verbieten will. Nun muss die grosse Parlamentskammer über die Einführung des Genderverbots entscheiden. Laut SRF-Frankreichkorrespondent Daniel Voll ist es wenig wahrscheinlich, dass die Nationalversammlung diesen Vorschlag unterstützen wird.
Ein Genderverbot würde einen Katalog von Strafen notwendig machen, für den Fall, dass das Verbot übertreten wird.
Auch Macron will kein Verbot: Der französische Präsident allerdings wolle trotz seiner Stellungnahme ebenfalls kein offizielles Verbot einführen, hält der SRF-Frankreichkorrespondent fest. «Ein Verbot würde einen Katalog von Strafen mit notwendig machen, für den Fall, dass das Verbot übertreten wird. Das wäre noch einmal etwas ganz anderes.»
Das sagt die Académie Française: Die Institution der Académie Française ist eine französische Gelehrtengesellschaft mit Sitz in Paris. Sie zählt zu den ältesten und prestigereichsten Institutionen im geistigen Leben Frankreichs und exisitert seit 1634. Ihr Ziel ist die «Vereinheitlichung und Pflege der französischen Sprache». Die Académie hat sich strikte gegen die Verwendung von inklusiver Sprache ausgesprochen. 1980 wurde die erste Frau in das Sprachpflegegremium aufgenommen.
Doppelformen sind in Gebrauch: «In der Praxis, zum Beispiel an den Hochschulen, wird die inklusive Sprache sehr häufig verwendet», sagt Korrespondent Voll. Sogar in der öffentlichen Verwaltung werde die inklusive Sprache benutzt, wie er mit einem Beipiel illustriert: «In der Stadt Paris wurde kürzlich im Plenarsaal des Rathauses eine Erinnerungstafel an ehemalige Mitglieder des Parlaments angebracht – mit Doppelformen.» Dies habe grosse Wellen geworfen, als es entdeckt worden sei. «Solchen Beispielen will der Senat mit dem Gesetz einen Riegel schieben», erklärt Voll.