Die Kämpfe im Sudan zwischen Armee und den Paramilitärs der Rapid Support Forces RSF gehen den sechsten Tag in Folge weiter. Alle Versuche für eine Feuerpause scheiterten bisher. Auf Seiten der RSF sollen laut Beobachtern auch Söldner der umstrittenen russischen Wagner-Gruppe mitmischen. Der Sudan-Kenner und Journalist Tobias Simon weiss dazu mehr.
SRF News: Offenbar sind seit 2017 Wagner-Söldner in Sudan. Was tun sie dort?
Tobias Simon: Wagner versucht seit einigen Jahren in Ostafrika Fuss zu fassen. Interessiert am Sudan ist die russische Söldnertruppe – und damit der Kreml – vor allem wegen der dortigen Goldvorkommen. Wagner unterstützt überall in der Region autoritäre Regime, so etwa auch in der Zentralafrikanischen Republik.
Wagner soll in Sudan militärische Trainings durchgeführt und Waffen geliefert haben. Mit wem haben die Söldner dort zusammengearbeitet?
Man kann schon sagen, dass sie vor allem mit den RSF, also der mit der regulären Armee konkurrierenden bewaffneten Truppe im Sudan, zusammengearbeitet haben. Allerdings ist es in einem Land wie Sudan schwierig, all die verschiedenen bewaffneten Gruppierungen auseinanderzuhalten und klar abzugrenzen.
Was ist über die Zusammenarbeit zwischen Wagner und den RSF bekannt?
Man weiss von der Unterstützung der RSF durch Wagner in den Bereichen Finanzen, Ausbildung oder Waffenlieferungen – immer mit dem Ziel, die eigene Präsenz in Sudan zu festigen. Möglicherweise gab es im Sudan aber auch Kooperationen Wagners mit anderen Rebellengruppen.
Was weiss man über die wirtschaftlichen Aktivitäten der Wagner-Gruppe in Sudan?
Zahlreiche Gold-Bergwerke im Sudan gehören inzwischen privaten russischen Firmen – doch es gibt Verbindungen in den Kreml und zu Wagner. So ist belegt, dass durch den Goldabbau in Sudan der Kreml und damit der Angriffskrieg auf die Ukraine mitfinanziert wird.
Wo stehen die Wagner-Söldner im Sudan im jetzigen bewaffneten Konflikt zwischen der Armee und den RSF?
Ich gehe derzeit davon aus, dass Wagner nicht aktiv in den Kämpfen involviert ist.
Moskau möchte von Sudan vor allem das Gold – und die Unterstützung etwa in der UNO.
Was bedeutet der Gewaltausbruch im Sudan für die Beziehungen zu Russland und via Wagner zum Kreml?
Moskau hat wohl nicht mit solcher Gewalt in Khartum gerechnet, auch ist sie nicht im Sinne des Kremls. Vielmehr möchte Moskau vor allem das Gold von Sudan und dessen Unterstützung etwa in der UNO – dort hat sich Karthum bislang ja jeweils auch enthalten, als es um die Verurteilung des völkerrechtswidrigen Angriffs Russlands auf die Ukraine ging.
Wagner ist in Ostafrika auch in der Zentralafrikanischen Republik und Tschad aktiv. Ist Sudan auch deshalb wichtig für den Kreml – weil das ein grosses, zusammenhängendes Gebiet bedeutet?
Sudan ist geopolitisch für viele Staaten interessant – etwa auch für die USA. Zum einen, weil das Land in einer sehr instabilen Region liegt und sehr gross ist. Zum anderen wirken wie dargestellt auch die grossen Goldvorkommen in Sudan sehr anziehend auf Länder wie Russland.
Das Gespräch führte Matthias Kündig.