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Giftige Luft Smog über Delhi – das sind die Hintergründe

Seit Wochen liegt über Indiens Hauptstadt giftiger Smog. SRF-Korrespondentin Maren Peters erklärt, warum die Luft in Delhi jeweils ab Ende Oktober für zwei, drei Monate so schlecht ist.

Maren Peters

Südasien-Korrespondentin

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Maren Peters ist seit September 2022 Südasien-Korrespondentin für Radio SRF und berichtet von Indien aus über Afghanistan, Pakistan, Bangladesch, Sri Lanka, Nepal, Bhutan und die Malediven. Zuvor war sie Wirtschaftsredaktorin bei Radio SRF. Dabei beschäftigte sie sich insbesondere mit internationaler Wirtschafts- und Entwicklungspolitik sowie Nachhaltigkeits- und Rohstofffragen.

Wie ist die Situation vor Ort?

Selbst für Delhi sind die Verhältnisse momentan sehr schlimm. Ein dunkler, grauer Schleier liegt über der ganzen Stadt. Die Sicht beträgt nur ein paar Meter. Es ist die schlechteste Luftqualität seit fünf Jahren. Es ist sogar die zweitschlechteste Luftqualität, die je gemessen wurde. Die Luft ist hochgiftig. Das ist extrem ungesund.

Was heisst das für den Alltag der Menschen?

Die Luft kann Halskratzen verursachen, die Augen irritieren. Einige Menschen reagieren mit Fieber. Wer kann, versucht, zu Hause zu bleiben oder aus der Stadt zu fliehen. Leute mit Geld können zu Hause einen Luftreiniger installieren, Türen und Fenster schliessen. Aber sehr viele in Delhi sind arm. Sie müssen draussen arbeiten, um Geld zu verdienen. Die Regierung hat eine Reihe von Sofortmassnahmen angeordnet. Schulen sind geschlossen. Stattdessen werden die Kinder online unterrichtet, sofern sie einen Laptop oder ein Smartphone haben. Bestimmte Dieselfahrzeuge dürfen nicht in die Stadt fahren. Ein Teil der Angestellten muss von zu Hause aus arbeiten, um Verkehr und weitere Emissionen zu vermeiden. Auch Flüge sind wegen schlechter Sicht gestrichen, Züge sind verspätet.

Woran liegt es, dass jeweils zu dieser Jahreszeit die Luftqualität in Delhi schlechter wird?

Nebst den vielen Emissionen durch den Verkehr, durch Bauarbeiten, durch offene Kehrichtverbrennung kommen Ende Oktober noch zwei Faktoren dazu: Erstens wird es kälter. Die kälteren Luftschichten legen sich wie ein Deckel über den Smog. Und wenn dann noch zu wenig Wind bläst, bleibt der Smog über der Stadt liegen. Zweitens wird der normale Smog noch verstärkt, weil um diese Jahreszeit die Bauern in den ländlichen Gegenden um Delhi ihre Felder abbrennen, um sie für die neue Aussaat vorzubereiten. Das ist zwar zum Teil verboten, aber es ist immer noch die billigste Methode. Darum halten sich viele Bauern nicht an das Verbot.

Dichter Verkehr auf nebliger Autobahn.
Legende: Die Regierung verschreibt zwar Homeoffice, doch viele sind noch immer mit dem Auto unterwegs: Autobahn in Neu-Delhi am 17. November 2024. IMAGO/Hindustan Times

Warum ergreift die Regierung keine Massnahmen gegen die schlechte Luft?

Politiker und Politikerinnen beschränken sich auf kurzfristige Massnahmen, die aber die Emissionen nicht an der Wurzel bekämpfen, und schieben die Schuld lieber auf andere. Zum Beispiel auf die Nachbar-Bundesstaaten, in denen Bauern Felder abbrennen, was den Smog in Delhi um diese Jahreszeit noch verstärkt. Oder auf die Vorgängerregierung oder andere Ministerien. Niemand übernimmt die Verantwortung. Die Regierung hat zwar 2019 ein nationales Clean-Air-Programm erlassen, aber das ist nicht verbindlich, es kann also von Betroffenen nicht eingeklagt werden. Auch der Oberste Gerichtshof hat in den letzten Jahren und jetzt wieder der Regierung empfohlen, Gegenmassnahmen zu ergreifen. Aber wechselnde Regierungen haben das einfach ignoriert.

Warum gibt es keine Proteste?

Die Menschen sind es gewohnt, dass die Regierung oder die Regionalregierungen nichts machen, um die Lebensqualität zu verbessern. Diese interessieren sich nur vor Wahlen für ihre Anliegen interessieren, um Stimmen zu erhalten. Die Leute helfen sich selbst, wenn sie können. Und viele Arme sind ohnehin primär damit beschäftigt, den Tag so zu verbringen, dass sie am Abend Essen für die Familie kaufen können. Schlechte Luft ist das kleinere Problem. Und alle wissen, dass sich das Smogproblem nach ein paar Wochen verflüchtigt. Die Langzeitfolgen sind den meisten nicht bewusst.

Rendezvous, 19.11.2024, 12:30 Uhr ; 

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