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Gipfel in Russland Brics-Staaten: Einig über wenig, aber geeint gegen den Westen

War der Brics-Gipfel im russischen Kasan ein Erfolg? Messen lässt sich das nach zwei Massstäben: Entweder anhand der Substanz. Oder aufgrund der Symbolik. Je nachdem fällt die Antwort ganz unterschiedlich aus.

Substanziell haben sich die Brics-Staaten auf wenig geeinigt. Die ursprünglich ehrgeizigen Wirtschaftsziele für Schwellen- und Entwicklungsländer werden zwar in der 43-seitigen «Erklärung von Kasan» erneut beschworen, jedoch nicht mit Inhalt gefüllt. Von der Schaffung einer eigenen Brics-Währung als Alternative zum US-Dollar ist nicht mehr die Rede. Geschaffen wurde auch kein vor allem von Russland erhofftes Gegenmodell zum internationalen Zahlungssystem Swift.

Inzwischen werden kleinere Brötchen gebacken: Man freut sich schon, wenn mehr Brics-Staaten untereinander in ihren Landeswährungen Handel treiben, statt in Dollar.

Keine Kritik an Moskaus Aggression

Beim Ukraine-Krieg bekennt sich die Brics-Gruppe zu Friedensplänen – gemeint, aber nicht genannt, ist die chinesisch-brasilianische Initiative. Und immerhin auch zu den Prinzipien der UNO-Charta, denen zufolge die Ukraine voll und ganz im Recht ist. Das dürfte Gastgeber Russland zwar nicht freuen, jedoch auch nicht über Gebühr ärgern. Zumal an Moskaus Aggression keinerlei Kritik geübt wird.

Solche richtet sich hingegen im Nahostkonflikt einseitig und scharf gegen Israel. Darin stimmen die Brics-Staaten überein. Kein Wort hingegen und schon gar kein kritisches an die Adresse der Hamas, der Hisbollah und von Brics-Neumitglied Iran.

Zahlreiche Länder sitzen derzeit auf der Wartebank zur Brics-Gruppe. Noch wird ihnen die Tür nicht geöffnet. Russland will das zwar sehr, um möglichst viele Länder auf seiner Seite und gegen den Westen zu versammeln. Auch China ist dafür. Gewichtige Mitglieder wie Brasilien und Indien wollen indes aus den Brics nicht primär eine antiwestliche Kampftruppe machen. Ganz so eng, wie man den Anschein erwecken möchte, ist das Verhältnis unter den Brics-Mitgliedern nicht.

Symbolischer Triumph für Putin

Soweit zum eher mageren Inhalt. Punkto Symbolik war der Brics-Gipfel indes ein Erfolg, für Gastgeber Putin gar ein Triumph. Nach all den Bildern, die ihn im Kreis anderer Mächtiger zeigen, lässt sich schwerlich behaupten, der Kreml-Herr sei weltweit ein Paria, ein Ausgestossener. Die gar noch wachsende Anziehungskraft der Brics für Neumitglieder zeigt, wie gross das Bedürfnis in weiten Teilen der Welt nach einer Alternative zur westlich geprägten Weltordnung ist.

Die Brics-Gruppe ist nun eine ernstzunehmende Herausforderung für den Westen. Der muss erst lernen, wie er damit umgehen will. Eine Totalkonfrontation ist kein taugliches Rezept. Aber will man nicht einfach zusehen, wie der eigene weltweite Einfluss schwindet und zunehmend Autokratien den Takt angeben, bräuchte es erheblich mehr westliche Einigkeit und Entschlossenheit. Und eine verlässliche Führungsmacht, welche die politisch volatilen USA nicht mehr vollumfänglich sind.

Fredy Gsteiger

Diplomatischer Korrespondent

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Fredy Gsteiger ist diplomatischer Korrespondent und stellvertretender Chefredaktor bei Radio SRF. Vor seiner Radiotätigkeit war er Auslandredaktor beim «St. Galler Tagblatt», Nahost-Redaktor und Paris-Korrespondent der «Zeit» sowie Chefredaktor der «Weltwoche».

Hier finden Sie weitere Artikel von Fredy Gsteiger und Informationen zu seiner Person.

Echo der Zeit, 24.10.2024, 18 Uhr

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