Zum Inhalt springen

Treffen der Brics-Staaten Ein Schulterschluss gegen die westliche Dominanz

Im russischen Kasan versammeln sich diese Woche die Staats- und Regierungschefs der Brics-Länder zum Gipfeltreffen. Westliche Staaten unterschätzen die Brics-Gruppe gerne. Dabei ist sie bereits weitaus bedeutender, als dem Westen lieb sein kann.

Fredy Gsteiger

Diplomatischer Korrespondent

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Fredy Gsteiger ist diplomatischer Korrespondent und stellvertretender Chefredaktor bei Radio SRF. Vor seiner Radiotätigkeit war er Auslandredaktor beim «St. Galler Tagblatt», Nahost-Redaktor und Paris-Korrespondent der «Zeit» sowie Chefredaktor der «Weltwoche».

Hier finden Sie weitere Artikel von Fredy Gsteiger und Informationen zu seiner Person.

Wer gehört zur Brics-Gruppe?

Gründungsmitglieder waren 2006 Brasilien, Russland, Indien und China, später stiess Südafrika dazu. Aus ihren Anfangsbuchstaben ergibt sich das Kürzel Brics. Inzwischen gehören auch Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate dazu. Mit einem Bein ist auch Saudi-Arabien dabei. Mehr als ein Dutzend weitere Länder möchten zur Brics-Gruppe stossen, darunter sogar ein Nato-Mitgliedstaat: die Türkei.

Welches Gewicht haben die Brics?

Sie repräsentieren mehr als vierzig Prozent der Weltbevölkerung und gut 35 des globalen Bruttoinlandprodukts. Kaufkraftbereinigt haben sie damit die G7-Gruppe der westlichen Wirtschaftsmächte überholt.

Personen auf weissen Sofas vor BRICS 2024 Plakat.
Legende: Russland ist Gastgeber des diesjährigen Brics-Treffens in Kasan. REUTERS/Maxim Shemetov

Wer gibt bei Brics den Ton an?

Betont wird immer, dass alle Brics-Mitglieder eine Stimme haben. Das ist im Alltag oft auch der Fall. Geht es aber um die strategische Ausrichtung, um grundsätzliche Weichenstellungen, gibt klar China den Ton an. Die Brics sind nicht nur, aber auch ein Instrument für Pekings Ziel, die USA als globale Vormacht abzulösen.

Ist die G7-Gruppe mächtiger oder die Brics-Gruppe?

Dazu gibt es keine klare Antwort. Die G7-Gruppe ist handlungsfähiger. Die inhaltliche Übereinstimmung innerhalb der Gruppe ist grösser. Zumal sämtliche sieben Mitglieder (USA, Kanada, Japan, Deutschland, Frankreich, Italien, Grossbritannien) demokratische Rechtsstaaten sind. Die Brics-Gruppe ist weitaus heterogener, umfasst Diktaturen und Demokratien. Konkrete Beschlüsse sind daher schwieriger zu erreichen, vieles sind Absichtserklärungen – etwa den US-Dollar als wichtigste Weltwährung zu ersetzen. Die Brics-Staaten funktionieren primär als Netzwerk, eines, das immer dichter geflochten ist und immer mehr Wirkung erzielt.

Was verbindet die Brics-Staaten?

In erster Linie der Wille, die globale Dominanz des Westens zu brechen. Viele Brics-Staaten lehnen auch die westliche Weltordnung und westliche Werte ab, zu denen eine liberale Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte gehören. Die Brics-Länder fordern mehr Einfluss in internationalen Organisationen, vor allem in der UNO. Schliesslich dient ihr Zusammenschluss dazu, resistent zu werden gegen westliche Sanktionen. Wie das Beispiel Russland zeigt, funktioniert das ziemlich gut.

Warum ist Russland diesmal Gipfelgastgeber?

Russland war 2024 schlicht an der Reihe für den Vorsitz der Brics-Gruppe. Damit verbunden ist die Organisation des Brics-Gipfels. Allerdings hätten die Brics Russland den Vorsitz und damit die Gastgeberrolle entziehen können – als Protest gegen die Ukraine-Aggression. Doch das wurde nicht mal ernsthaft erwogen. Offenkundig wollen die Brics-Staaten zeigen, dass sie zu Russland stehen. Sie wollen damit die Ukraine und den Westen brüskieren – oder nehmen das zumindest in Kauf.

Holen Sie sich SRF News in Ihr Whatsapp

Box aufklappen Box zuklappen
Legende:

Die wichtigsten und spannendsten News jetzt bequem auf Whatsapp – einmal morgens (Montag bis Freitag), einmal abends (die ganze Woche): Abonnieren Sie hier den SRF-News-Kanal auf Ihrem Smartphone.

Echo der Zeit, 21.10.2024, 18:00 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel