Darum geht es: Das britische Parlament hat sich mit grosser Mehrheit für die Pläne zur Einführung strenger Anti-Raucher-Vorschriften ausgesprochen. Der Gesetzesentwurf namens «Tobacco and Vapes Bill» zielt darauf ab, das Rauchen weniger attraktiv zu machen. Unter anderem soll sichergestellt werden, dass alle nach dem 1. Januar 2009 Geborenen niemals legal Zigaretten kaufen können. Der Gesetzesentwurf sieht auch ein Verbot der Werbung für E-Zigaretten sowie des Verkaufs von E-Zigaretten in Automaten vor. Ausserdem sollen Verpackungen und Geschmacksrichtungen wie Kaugummi und Zuckerwatte, die offensichtlich Kinder und Jugendliche ansprechen, eingeschränkt werden.
Vorschriften noch nicht definitiv: Bei der zweiten Lesung im Unterhaus stimmten 415 Abgeordnete für und 47 gegen die Vorlage. «Die Zahl der Kinder, die rauchen, nimmt in alarmierendem Masse zu. Wenn wir nicht dringend eingreifen, werden wir eine Generation von Kindern haben, die langfristig süchtig ist», sagte der Gesundheitsminister Wes Streeting. Am Gesetzesentwurf gibt es aber auch Kritik. So äussert beispielsweise der Abgeordnete Robert Jenrick seine Bedenken auf X: «Mehr Aufklärung, weniger Verbote. Sagt nein zum Nanny-Staat.» Damit «Tobacco and Vapes Bill» in Kraft tritt, muss nach insgesamt drei Lesungen im Unterhaus auch das Oberhaus zustimmen.
Möglicher Vorreiter Neuseeland: Neuseeland beschloss 2022, die Tabakregeln massiv zu verschärfen. Analog zu den jetzigen Plänen in Grossbritannien sollten Jugendliche, die nach 2009 geboren sind, niemals legal Zigaretten kaufen dürfen. Anfang des Jahres 2024 hat aber die konservative Regierung die Anti-Tabak-Gesetze der linken Vorgängerregierung gekippt. Neuseeland setze sich weiterhin dafür ein, dass das Land rauchfrei werde, sagte Vize-Gesundheitsministerin Casey Costello. Die neuseeländische Labour-Regierung habe aber einen «prohibitionistischen» Ansatz verfolgt, der ignoriert habe, wie gut Initiativen zur Entwöhnung funktionieren würden.
Die strengsten Regelungen weltweit: Bezüglich Nichtraucherschutz hat Costa Rica, das zwar selbst ein wichtiger Tabakproduzent ist, die Nase vorne. Das zentralamerikanische Land hat seit 2012 eines der strengsten Rauchergesetze der Welt. Dieses verbietet den Zigarettenkonsum in den meisten öffentlichen und privaten Gebäuden und in vielen Aussenbereichen. In Bhutan und Mexiko ist das Rauchen in der Öffentlichkeit gänzlich verboten. Das buddhistische Königreich Bhutan hat als einziger Staat bislang Herstellung, Verkauf und Kauf von Tabak verboten. Erlaubt ist lediglich der Import von Tabakwaren für den persönlichen Gebrauch.
Die Bestimmungen in der Schweiz: Die Schweiz hat ihre Tabakregeln vor Kurzem angepasst. Seit dem 1. Oktober 2024 dürfen in der ganzen Schweiz Zigaretten – aber auch alle anderen Tabakprodukte wie beispielsweise E-Zigaretten – nur noch an Personen verkauft werden, die über 18 Jahre alt sind. In den Kantonen Schwyz und Appenzell Innerrhoden konnte noch bis Ende September selbst ein Kind Zigaretten kaufen. Das Bundesgesetz schränkt ausserdem die Werbung ein. So sind beispielsweise Tabakinserate auf öffentlichem Grund nicht mehr erlaubt. Ausserdem ist das Rauchen von elektronischen Zigaretten am Bahnhof nur noch in signalisierten Raucherzonen erlaubt.