- Erstmals hat eine Sonderberichterstatterin der UNO Zugang zum US-Gefangenenlager Guantánamo auf Kuba erhalten.
- Die Zustände im Lager hätten sich zwar verbessert, doch die Behandlung der verbliebenen Insassen sei nach wie vor «grausam, unmenschlich und herabwürdigend», berichtet Fionnuala Ni Aolain.
- Aufgrund eines von ihr vorgestellten Berichts fordert sie die Schliessung des berüchtigten Lagers.
«Ich habe beobachtet, dass nach zwei Jahrzehnten der Haft das Leid der Inhaftierten tief und anhaltend ist», sagte Ni Aolain, Sonderberichterstatterin der UNO für die Förderung und den Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten bei der Terrorismusbekämpfung. Sie äusserte sich bei der Vorstellung ihres Berichts vor Journalisten in New York und forderte, das berüchtigte Lager zu schliessen.
Von einst 800 verbleiben noch 34 Häftlinge
Zuvor hatte Ni Aolain als erste UNO-Sonderberichterstatterin das Gefangenenlager besucht, mit offizieller Genehmigung der USA. Sie bedankte sich bei den Vereinigten Staaten für die Erlaubnis und betonte, sie habe vollständigen Zugang bekommen. Sie habe auch «bedeutende Verbesserungen» im Vergleich zu früheren Zustandsberichten bekommen.
Im Februar hatte das US-Verteidigungsministerium mitgeteilt, dass mehr als zwei Jahrzehnte nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 noch 34 Häftlinge in dem Gefangenenlager auf Kuba untergebracht sind.
Es war nach den Terroranschlägen während der Regierungszeit des damaligen republikanischen Präsidenten George W. Bush errichtet worden, um mutmassliche islamistische Terroristen ohne Prozess festzuhalten. Im Lager, das sich auf dem US-Marinestützpunkt Guantánamo Bay befindet, waren zeitweise fast 800 Menschen inhaftiert. Menschenrechtsorganisationen verlangen seit langem die Schliessung – nach der Vorstellung des UNO-Berichts bekräftigte Amnesty International diese Forderung.