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Handel mit Drogen Warum Ecuador zum immer wichtigeren Kokain-Transitland wird

Der Frieden in Kolumbien hat eine Kehrseite: Das Kokain wird nun nach Ecuador geschmuggelt.

In dem kleinen Land Ecuador im Nordwesten Südamerikas wurde 2020 so viel Kokain beschlagnahmt wie noch nie: über 130 Tonnen. Das sind 60 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Laut der Polizei geht 80 Prozent des Kokains aus Ecuador direkt nach Europa. Der Rest landet in den USA und ein kleiner Teil der Drogen, es sind weniger als 10 Prozent, bleibt im Land. Es wird auf den Strassen in der Hauptstadt Quito verkauft, zum Beispiel in San Roque im Süden der Stadt. Das ist einer der vielen Problembezirke von Quito. Hier herrscht Armut, Gewalt – und Drogenhandel.

«Drogenhandel vertreibt Kunden»

Beatrice Martinez verkauft seit zehn Jahren an einer Strassenkreuzung auf einem kleinen Holztisch Kaugummis und Zigaretten. Dass es gegenüber an der Bushaltestelle immer mehr Drogendealer gibt, ärgert sie: «Ich vertreibe sie regelmässig. Die sollen ihre Geschäfte bei der Bushaltestelle machen – nicht hier. Das vertreibt meine Kunden.»

Im Norden der Stadt befindet sich das Büro von Javier Pérez. Bis Ende 2019 war er Chef des Heeres der ecuadorianischen Armee und für unzählige Anti-Drogen-Einsätze verantwortlich.

Das Kokain aus Ecuador geht hauptsächlich nach Europa.
Legende: Das Kokain aus Ecuador geht hauptsächlich nach Europa. Keystone

Er sagt: «Die Zunahme des Drogenhandels in Ecuador hat mit dem Friedensprozess im Nachbarland Kolumbien zu tun. Die Farc-Rebellen und die dortige Regierung haben Frieden geschlossen, die Farc hat ihre Waffen abgeben und sich vom Drogenanbau zurückgezogen. Dies ermöglicht vielen kriminellen Banden, sich in vormals von der Farc kontrollierten Gebieten auszubreiten.»

Seit dem Friedensabkommen 2016 sind die Koka-Felder in Kolumbien nach UN-Angaben um 17 Prozent gestiegen. Die meisten Koka-Felder befinden sich im Grenzgebiet zu Ecuador. Sobald die Kokablätter in Kolumbien zu Kokain verarbeitet sind, werden die Drogen nach Ecuador geschmuggelt.

Der ehemalige Heer-Chef Juan Pérez sagt, die ecuadorianischen Drogenkartelle würden Hand in Hand mit den kolumbianischen Drogenbanden arbeiten, noch viel intensiver als früher mit der Farc. «Zudem haben auch die in Ecuador gepflanzten Tonnen Koka zugenommen. Durch genetisch veränderte Pflanzen könne Drogenhändler jetzt alle drei Monate ernten und nicht wie früher zweimal im Jahr.»

Mehr Morde in Ecuador

In Ecuador gab es letztes Jahr rund 1300 Tötungsdelikte. Diese Rate liegt immer noch unter dem südamerikanischen Durchschnitt. Aber die Zahl erreichte den höchsten Stand seit sechs Jahren. Die Regierung will jetzt zusammen mit der kolumbianischen Regierung die Gewalt und die Zunahme des Drogenhandels bekämpfen. Wie dies konkret aussehen soll, sagen die Behörden allerdings nicht.

SRF 4 News, 08.04.2021, 07:10 Uhr

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