- Harte Drogen wie Kokain und Heroin werden in Europa immer beliebter.
- Die Coronakrise leiste dieser Entwicklung zusätzlich Vorschub, sagt die Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht der EU.
- Sorgen machen der Beobachtungsstelle auch viele neue Drogen, beispielsweise synthetische Opioide.
Immer häufiger werden in Europa grosse Lieferungen von Drogen abgefangen. Das lasse auf eine Zunahme der geschmuggelten Menge schliessen, heisst es in einem Bericht der Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht der EU mit Sitz in Lissabon.
So wurden 2018 in den EU-Ländern 181 Tonnen Kokain sichergestellt – ein Rekordwert. Und auch Heroin wurde deutlich mehr beschlagnahmt, 2018 waren es knapp 10 Tonnen.
Coronakrise macht Menschen anfälliger
Zwar ist Europa weit entfernt von einer verheerenden Opioid-Krise, wie sie die USA seit einigen Jahren mit zuletzt mehr als 36'000 Todesopfern (2019) erschüttert. 2018 gab es in der EU insgesamt 8300 Todesfälle in Zusammenhang mit Drogenmissbrauch. Aber die Experten der Beobachtungsstelle warnen, dass das «Potenzial für einen vermehrten Heroinkonsum und die bereits bestehenden Schäden Grund zur Sorge» geben.
Die Coronakrise leiste dieser Entwicklung zusätzlich Vorschub. Wegen der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie würden einige Menschen anfälliger für Drogen.
Drogenhändler passen sich an
Nicht nur Heroin und Kokain bereiten Sorgen. Beunruhigung lösen unter anderem ein «hochpotenter Cannabis», neue psychoaktive Substanzen, sowie das Auftauchen von acht neuen synthetischen Opioiden allein im vergangenen Jahr aus.
Die Drogenherstellung in Europa habe zugenommen und sei vielfältiger geworden, heisst es. Und die Drogenhändler hätten ihr Vorgehen schnell den neuen Bedingungen der Corona-Pandemie angepasst: Den Strassenverkauf haben sie zum Teil durch Onlinemärkte im sogenannten Darknet, durch verstärkte Aktivität in den sozialen Netzwerken, sowie durch Paket- und Heimlieferdienste ersetzt.
Gewalt nimmt zu
Die Drogenmafia bedrohe nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Sicherheit der Europäer, unterstrich EU-Innenkommissarin Ylva Johansson bei der Vorstellung des Berichts. Davon kann man in der südspanischen Region Andalusien – einem der wichtigsten Kokainumschlagplätze Südeuropas – ein Lied singen.
In Andalusien sah man in den vergangenen Wochen bis dato nie dagewesene Gewaltszenen: Allein zwischen Ende August und Anfang September rammten Drogenhändler mit ihren Fahrzeugen mindestens drei Wagen der Polizei und brachten diese zum Teil zum Kippen. Es gab zudem mehrere wilde Schiessereien und andere Attacken auf Beamte.