Der Handel mit Arzneimitteln zwischen den USA und der Schweiz wird einfacher. Die beiden Länder haben ein neues Abkommen im Pharma-Bereich unterzeichnet. Damit werden administrative Hürden abgebaut. Denn die Zulassungsbehörden können neuerdings auf die gegenseitige Inspektion von Produktionsstätten verzichten.
Durch das neue Abkommen reduziere sich der Aufwand für die Unternehmen, so René Buholzer vom Branchenverband Interpharma. «Diese Inspektionen sind sehr kostenintensiv, weil sie mehrere Tage in Anspruch nehmen. Die Produktionsanlagen müssen häufig unterbrochen werden. Das kann Kosten in Millionenhöhe verursachen.»
Das Abkommen ist gemäss Buholzer für die forschenden Pharmaunternehmen zentral, denn rund ein Viertel ihrer Exporte gehen in die USA. Wertmässig macht das fast 30 Milliarden Franken aus. Das Abkommen gilt auch für die Chemie-Unternehmen. Nicht betroffen sind Zulassungen, also jene administrativen Schritte, die der Produktion vorangehen.
Deal mit den USA, Sorgen mit der EU
Die Bedeutung der Pharmaindustrie für die Schweizer Volkswirtschaft ist gross. Fast eine Viertelmillion Arbeitsplätze hängen direkt und indirekt an ihrem Tropf. Fast die Hälfte aller Exporte aus der Schweiz sind Pharmaprodukte. Und die Branche hat im vergangenen Jahr mehr als sechs Milliarden Franken in Forschung und Entwicklung investiert: Das ist nochmals mehr als im Vorjahr.
Diese Zahlen will die Industrie derzeit nutzen, um ihr dringlichstes Anliegen zu platzieren: Der Bundesrat müsse rasch die Beziehungen der Schweiz zur EU klären, sagt Jürg Michael Rupp, Präsident von Interpharma und selbst beim Pharmakonzern Roche tätig. «Das ist einfach essenziell, um Planungssicherheit zu haben. Ich glaube, ansonsten könnte es schon sehr schnell ungemütlich werden.»
Schweiz könnte ins Hintertreffen geraten
Die EU überarbeitet derzeit ihre Arzneimittelgesetzgebung in Abstimmung mit der europäischen Digitalstrategie. Wenn die Schweiz da nicht mitziehe, bedeute das Ungemach, sagt René Buholzer von Interpharma. «Wenn diese Regelungen neu aufgearbeitet werden, hat das natürlich grosse Auswirkungen auf den Pharma-Standort Schweiz und auch auf die Abkommen über die technischen Handelshemmnisse zwischen der Schweiz und der EU.»
Es ist für unseren Wohlstand zentral, dass der Bundesrat nach dem Scheitern des Rahmenabkommens eine Lösung findet.
Noch anerkennen die EU und die Schweiz die Handelsnormen gegenseitig. Das spare Zeit und Geld, so Buholzer. Doch in Stein gemeisselt ist diese Anerkennung nicht. Im Umkehrschluss bedeute das: Falls bestehende Abkommen nicht erneuert werden, koste das die Schweizer Pharmafirmen jährlich 500 Millionen Franken. Zudem wäre die Schweiz kaum mehr ein attraktiver Produktionsstandort.
Der Bundesrat müsse nun rasch eine Lösung nach dem Scheitern des Rahmenabkommens finden, so Buholzer. «Unsere Verantwortung als Pharmaindustrie, als grösste Exportindustrie in der Schweiz, ist es, darauf hinzuweisen, dass das für den Wohlstand der Schweiz absolut zentral ist», sagt Rene Buholzer und hofft, dass die Argumente der Pharmabranche den Bundesrat dazu bewegen, in Brüssel aktiv zu werden.