Seit Jahrzehnten sind der Iran und Israel verfeindet. Teheran spricht Israel das Existenzrecht ab und droht dem «zionistischen Regime» mit der Vernichtung. Israel seinerseits betrachtet Iran als seinen Erzfeind.
Nun aber kommt es zu einem bemerkenswerten Aufeinandertreffen: Reza Pahlavi, der Sohn des letzten Schahs des Iran, ist nach Israel gereist. Ausgerechnet am Gedenktag für die Opfer des Holocaust.
Die Islamische Republik repräsentiert nicht das iranische Volk.
In seiner Rede an der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem bezeichnete Israels Premier Benjamin Netanjahu Iran als «Macht, die Israel und die Juden auslöschen will.»
Israels Geheimdienstministerin Gila Gamliel, die den ehemaligen Thronfolger empfing, sprach von einem «historischen Besuch». Sie freue sich, neue Brücken zwischen Iran und Israel zu schlagen.
Erklärter Gegner des Regimes
Der Besuch von Reza Pahlavi kann allerdings nicht als Zeichen der politischen Annäherung zwischen Iran und Israel gewertet werden: Pahlavi zählt zu den Mitgründern einer Allianz, die einen Sturz der Islamischen Republik fordern.
Die strikte Ablehnung des Regimes in Teheran machte Pahlavi schon im Vorfeld seines Besuchs deutlich: «Die Islamische Republik repräsentiert nicht das iranische Volk», schrieb er auf Twitter. Mit seine Reise wolle er das «uralte Band zwischen beiden Völker zum Wohle der Nationen neu entfachen.»
Im Zuge der Islamischen Revolution von 1979 floh sein Vater Mohammad Reza Pahlavi – der letzte Schah – aus Teheran. Ein Jahr später verstarb er in Kairo. Reza ist heute 62 Jahre alt und lebt seit seiner Jugend im Exil in den USA.
Doch was erhofft sich Israel vom Besuch Pahlavis, der keine politische Funktion in Iran bekleidet? «Ich denke, die israelische Regierung und auch Pahlavi selbst wollen zeigen, dass Iran und Israel nicht unbedingt verfeindet sein müssten», sagt Susanne Brunner, Auslandredaktorin von SRF.
«In den Aufständen gegen das Mullah-Regime sieht Pahlavi eine Gelegenheit, sich wieder ins Gespräch zu bringen», schätzt Brunner. «Dies als König einer parlamentarischen Monarchie, die er als Alternative zum jetzigen Regime sieht.»
Solche Pläne hält Brunner allerdings für utopisch – auch wenn sich Israel einen Regierungswechsel in Iran wünschen würde. «Und Pahlavi ist dafür das Aushängeschild», sagt die ehemalige Nahostkorrespondentin von SRF.
Israels Feinde wittern Morgenluft
Israel befindet sich derzeit in einer schweren innenpolitischen Krise. Seit Wochen treibt der Streit um Netanjahus geplante Justizreform Hunderttausende auf die Strasse. «Das nutzen Israels Feinde aus», sagt Brunner. «Die radikalislamische Hamas im Gazastreifen und die Hisbollah im Libanon werden von Iran unterstützt. Beide verkünden das Ende des jüdischen Staates.»
Ihre Angriffe häuften sich in den letzten Wochen. Vor diesem Hintergrund habe der Besuch eines Iraners, der sich am Holocaust-Gedenktag für eine friedliche Zukunft zwischen den verfeindeten Staaten einsetze, Symbolkraft. «Und wenn man die Politik einmal beiseite schiebt: Ich habe selbst immer von Menschen im Nahen Osten gehört, wie gross die Sehnsucht nach Frieden ist», sagt Brunner.
Realpolitisch wird sich vorderhand aber kaum etwas ändern. Iran gebärdet sich als Schutzmacht der Palästinenser und unterstützt den dschihadistischen Terror in der Region. Solange der Nahost-Konflikt ungelöst sei, werde auch das Klima zwischen Tel Aviv und Teheran vergiftet sein, schliesst Brunner.