- Norbert Hofer ist zwei Wochen vor der Nationalratswahl in Österreich zum neuen Vorsitzenden der FPÖ gewählt worden.
- Mit Hofer übernimmt nun ein bedachterer Redner die Partei – und der will mit den Rechtspopulisten hoch hinaus.
- Der 48 Jahre alte Politiker ist damit nun auch offiziell Nachfolger von Heinz-Christian Strache, der im Mai nach der Veröffentlichung des «Ibiza-Videos» als Vizekanzler und Parteichef zurückgetreten war.
«Es ist unser Ziel, stärkste Kraft in Österreich zu werden – weil wir es können und weil Österreich uns braucht», sagte Hofer beim Parteitag in Graz.
Hofer, der kurz nach Straches Rücktritt als neuer Vorsitzender designiert wurde, erhielt in Graz 98,25 Prozent der Stimmen. Mit ihm dürfte die FPÖ zumindest im Ton künftig moderater auftreten.
Breitere Themen angekündigt
Offen ist, ob das letztlich auch für die Inhalte der Partei gelten wird. Das Ergebnis dürfte Hofer jedenfalls den Rücken stärken, der neue Vorsitzende galt in der Partei als nicht so gut verankert wie sein Vorgänger.
Der 48-Jährige kündigte an, nach der Parlamentswahl am 29. September an einer inhaltlichen Vertiefung und einer Verbreiterung der Themen der Partei arbeiten zu wollen. Konkret nannte er den Umweltschutz, die Pflege und eine «vernünftige Wirtschaftspolitik». Ausserdem müsse die Partei daran arbeiten, dass die Wahlergebnisse in den Städten besser würden.
Nachfolge Strache
Hofer übernimmt die Partei nach 14 Jahren unter Strache, dem auf seiner liebsten Ferieninsel Ibiza eine folgenreiche Falle gestellt worden war.
Das von «Spiegel» und «Süddeutscher Zeitung» veröffentlichte «Ibiza-Video», entstanden im Sommer 2017, zeigt Strache im Gespräch mit einer vermeintlichen russischen Oligarchen-Nichte über möglicherweise illegale Formen der politischen Einflussnahme. Das Video war letztlich der Auslöser für den Bruch der ÖVP-FPÖ-Regierung.
Freundliches Gesicht oder Wolf im Schafspelz?
Hofer galt bisher als das freundliche Gesicht der Partei, Kritiker vermuteten in ihm aber auch immer wieder den sogenannten Wolf im Schafspelz. Der Burschenschafter Hofer war zunächst in der Regionalpolitik im Burgenland aktiv, ehe er 2006 in das österreichische Parlament gewählt wurde.
In der rechtskonservativen Regierung von Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) übernahm der gelernte Flugtechniker 2017 das Amt des Verkehrsministers. Ein Jahr zuvor hatte er nur knapp die Bundespräsidentenwahl gegen den derzeitigen Amtsinhaber Alexander Van der Bellen verloren.
Allzu grossen Schaden abgewendet
Aktuell steht die FPÖ in Umfragen bei rund 20 Prozent. Im Vergleich zur Nationalratswahl 2017 würden die Rechtspopulisten damit zwar rund sechs Prozentpunkte verlieren, im Vergleich zu den Umfragen kurz vor der Veröffentlichung des «Ibiza-Videos» sind es aber gerade einmal zwei bis drei Prozent. Allzu grossen Schaden durch den Skandal konnte die Partei also abwenden.