Die moderne Technik, dein Freund und Helfer? Mitnichten: Wie zwei deutsche Touristen lernen mussten, kann sie sich auch gegen den Menschen wenden. So erlebten sie im tropischen Norden Australiens ein Abenteuer, auf das sie gerne verzichtet hätten.
Google Maps führte die beiden jungen Männer nämlich mitten in die Wildnis – und dann blieb ihr Wagen stecken. Sie sollten nur mit viel Glück überleben.
Die Touristen hatten die Stadt Cairns im Bundesstaat Queensland zu Monatsbeginn verlassen, wie das örtliche Umweltministerium (DES) mitteilte. Demnach waren sie mit einem Allradfahrzeug unterwegs zum Örtchen Bamaga auf der Kap-York-Halbinsel. Diese gilt als einer der weltweit wenigen nahezu unberührten Landstriche.
Die App habe die Deutschen dann aber aufgefordert, von der Hauptstrasse abzufahren und in den Oyala-Thumotang-Nationalpark abzubiegen – über eine unbefestigte Piste. Dort sei der Wagen der beiden stecken geblieben.
«Wo wir feststeckten, sah es trocken aus. Die Oberfläche war trocken, aber darunter war es total nass und schlammig», sagte einer der Männer. Es sei unmöglich gewesen, das Fahrzeug zu befreien.
Der lange Marsch zurück
Die Touristen machten sich zu Fuss auf den Weg zurück in die Zivilisation – mit zwölf Kilogramm schweren Rucksäcken, in denen sie sämtliche Ausrüstung und Vorräte transportierten. Tagelang seien sie in den frühen Morgenstunden gewandert und hätten sich in der Hitze des Tages ausgeruht. Anschliessend seien sie bis spät in die Nacht weitergegangen.
Erst nach etwa einer Woche kamen sie im Küstenort Coen an und informierten dort die Behörden darüber, dass sie ihr Auto im Nationalpark zurücklassen mussten.
Urs Wälterlin, SRF-Korrespondent in Australien, kennt die unberührte Wildnis im Nordostzipfel Australiens. Er warnt: Wer sich dort hinwagt, muss gut vorbereitet sein – und ist schlecht beraten, sich nur aufs Navi statt auf die gute alte Landkarte zu verlassen.
Die Kardinalsünde der Gestrandeten
Immerhin: Dass die beiden genügend Wasser mitgenommen haben und nicht in der sengenden Hitze des Tages unterwegs waren, sei klug gewesen. «Das war's dann aber an Positivem», sagt Wälterlin. «Denn sie haben die Kardinalsünde für jeden im Outback Gestrandeten begangen: Man darf sich unter keinen Umständen vom Auto entfernen. Denn solche Mammutmärsche enden selten gut.»
Die beiden Männer hatten Glück im Unglück. Und sie können sich damit trösten, dass sich auch Einheimische immer wieder in der Wildnis Australiens verlieren und dort sogar zu Tode kommen. «Europäische Touristinnen und Touristen sind aber besonders gefährdet», so der SRF-Korrespondent. «Viele unterschätzen die Gefahren, die sie so von zu Hause nicht kennen – oder sie überschätzen sich.»
Das Outback vergibt keine Fehler.
Gleichzeitig lockt sie die schier endlose, unberührte Wildnis an. Eine Faszination, die Wälterlin nach Jahrzehnten in Down Under sehr gut versteht. Wer sich aber auf ein solches Abenteuer begibt, müsse sich auch vorbereiten.
Letztlich ist es aber gerade auch die Gefahr, die die Menschen nach Australien lockt. Ausdruck davon: Vor zwanzig Jahren wurde eine deutsche Touristin in Nordaustralien von einem Krokodil getötet.
Anschliessend häuften sich bei Tourismusbüros die Anfragen von Menschen aus aller Welt, die dort Ferien machen wollten. «Das Outback reizt offensichtlich», schliesst Wälterlin. «Aber es vergibt auch keine Fehler.»