Letzte Woche starb in Neuseeland der König der indigenen Bevölkerung, Tuheitia Pootatau Te Wherowhero, im Alter von 69 Jahren nach einer Herzoperation. Er war 18 Jahre im Amt. Heute ist seine jüngste Tochter Nga Wai Hono i te Po Paki zur neuen Königin ernannt worden.
Die 27-Jährige ist die achte Monarchin der indigenen Bevölkerung des Pazifikstaats. Die Maori-Königsbewegung «Kiingitanga» war 1858 mit dem Ziel gegründet worden, die Ureinwohner unter einem einzigen Herrscher zu vereinen.
Gleichentags wurde zuvor der verstorbene König unter der Anteilnahme Zehntausender Trauernder beigesetzt. Nachdem der Leichnam mehrere Tage aufgebahrt war, wurde er in eine Prozession und auf Kanus entlang des Waikato River zur letzten Ruhestätte am heiligen Taupiri Mountain gebracht. Dieser liegt rund 100 Kilometer südlich der Stadt Auckland auf der neuseeländischen Nordinsel.
Erst die zweite Frau auf dem Thron
Wieso die Wahl auf die jüngste Tochter des verstorbenen Königs fiel und nicht auf ein älteres Geschwister, ist im Moment nicht klar. Neuseeländische Medien berichten, der Vater habe sie schon lange favorisiert, vor ihrem älteren Bruder.
In Stein gemeisselt war ihre Ernennung aber nicht. Zuvor mussten die Ältesten der verschiedenen Stämme zustimmen. Ein Maori-Experte sprach von einem Bruch mit der Tradition, gehe doch das Amt normalerweise an das Erstgeborene über.
Nga Wai Hono i te Po Paki ist erst die zweite Frau auf dem Maori-Thron nach ihrer Grossmutter väterlicherseits, Arikinui. Sie war 2006 gestorben – nach fast 40 Jahren auf dem Thron. Das Geschlecht hat bei der jüngsten Wahl aber wohl kaum eine Rolle gespielt.
Frauen spielen in der traditionellen Maori-Gemeinschaft eine sehr wichtige Rolle und sind durchaus auch dominant. Männer mögen zwar traditionell die Krieger und Jäger sein. Frauen haben aber zumindest zu Hause das Sagen. Das zeigt sich etwa beim traditionellen Begrüssungstanz Haka. Da stehen die Frauen den Männern in nichts nach, wenn es gilt, potenzielle Feinde abzuschrecken.
Die andere Macht der Königin
Nga Wai Hono i te Po Paki hat innerhalb der Maori-Gemeinschaft weder juristisch Macht noch einen direkten Einfluss. Maori-Monarchinnen und Monarchen geniessen aber eine grosse Glaubwürdigkeit in der Gemeinschaft. Ihr Rat ist bei wichtigen Entscheidungen und bei Versammlungen zwischen den Stämmen gefragt. Sie kann auch eine Rolle als Vermittlerin haben. Maori-Stämme sind traditionell oft im Streit miteinander. Früher gipfelte das oft in blutigen Konflikten.
Und selbst neuseeländische Politikerinnen und Politiker pflegen die Monarchin oder den Monarchen zu konsultieren, wenn es um Entscheidungen geht, welche die Maori besonders betreffen. 17 Prozent der Neuseeländerinnen und Neuseeländer bezeichnen sich als Maori.
Wunsch nach jüngerer Führung
Diesbezüglich darf auch das Alter von 27 Jahren der neuen Monarchin nicht unterschätzt werden. Die Maori-Gemeinde leidet unter Überalterung. Ein Kommentator meinte, die Maori-Welt habe sich nach einer jüngeren Führung gesehnt. Eine, welche die Menschen in der neuen Welt von Künstlicher Intelligenz, genetischen Veränderungen, globaler Erwärmung und vielen anderen gesellschaftlichen Veränderungen leiten könne.