US-Präsident Joe Biden hat letzte Woche ein grosses Gesetzespaket unterzeichnet, mit dem die Infrastruktur des Landes modernisiert werden soll. Das sei für das Land sehr wichtig, sagt USA-Korrespondent Matthias Kündig, «denn seit den 80er Jahren ist in diesem Bereich kaum mehr investiert worden.» Das Gesetzespaket sei sogar die grösste Investition in die Infrastruktur der USA seit Mitte der 1950er Jahre.
Damals wurde das nationale Autobahnnetz beschlossen und gebaut. «Den Entscheid, jetzt gut eine Billion Dollar zu investieren, kann also durchaus als historisch bezeichnet werden», sagt Kündig. Mit dem Geld soll vor allem die klassische Verkehrsinfrastruktur verbessert werden.
Verbesserung der Verkehrswege
Das heisst, Brücken und Strassen sollen repariert oder ersetzt, Häfen und Flughäfen modernisiert und vergrössert werden. Geld fliesst auch in den Nahverkehr. Denn: «Wer in den letzten Jahren in New York war, weiss, wie anfällig auf Pannen beispielsweise die U-Bahn dort ist.»
Fliessendes Wasser ist noch nicht für alle in den USA eine Selbstverständlichkeit – vor allem nicht Wasser in Trinkwasserqualität.
Aber auch die nationale Bahngesellschaft Amtrak erhält viel Geld, um das Schienennetz sicherer zu machen und das Angebot zu verbessern. Und vor allem sollen auch ländliche Gebiete in den USA endlich stabile und schnellere Internetverbindungen erhalten. Denn rund ein Drittel der Menschen auf dem Land hat noch kaum Anschluss ans Internet.
Stromausfälle an der Tagesordnung
Das Stromnetz soll zudem erneuert und leistungsstark gemacht werden im Hinblick auf die Energiewende. «Zum Beispiel der Wintersturm in Texas Ende Februar hat schonungslos offengelegt, wie anfällig das heutige Netz bei extremen Wetterbedingungen ist», so Kündig. Damals stand im zweitgrössten US-Bundesstaat während Tagen alles still.
Und «last but not least» soll auch in die Wasserversorgung investiert werden. «Denn fliessendes Wasser ist noch nicht für alle in den USA eine Selbstverständlichkeit – vor allem nicht Wasser in Trinkwasserqualität.»
Im Grossraum Chicago werden noch immer 400'000 Haushalte mit Leitungswasser versorgt, das durch bleihaltige Röhren fliesst. Der grösste Teil dieser Wasserleitungen ist bereits 100 Jahre alt und sollte schon lange ersetzt werden. «Deshalb kommt es auch immer wieder zu Lecks und ein bedeutender Teil des Trinkwassers versickert einfach unkontrolliert in der Erde», sagt der USA-Korrespondent.
Vor allem in ärmeren Gemeinden fehle aber schlicht das Geld, um nötige Reparaturen an der Wasserversorgung vorzunehmen. Und gleichzeitig müssen die Einwohnerinnen und Einwohner hohe Abgaben zahlen für Wasser – «selbst wenn es ungeniessbar oder gefährlich ist».
Chicago erhalte aus dem Infrastrukturpaket der Bundesregierung voraussichtlich 1.7 Milliarden Dollar, um die bleihaltigen Wasserleitungen zu ersetzen. «Das klingt zwar nach viel Geld, wird aber nach Meinung von Fachleuten nicht reichen, um sämtliche dieser krankmachenden Wasserleitungen endlich loszuwerden», so Kündig. «Das Problem kann damit also nicht ganz beseitigt, aber wenigstens verkleinert werden.»