Du Bo-Hao will gerüstet sein, falls der Konflikt zwischen China und Taiwan eskaliert. Der 20-jährige Taiwaner trifft sich jeden Mittwochabend in einem Park am Stadtrand von Taipeh mit Freunden.
Die Gruppe übt Erste Hilfe, stemmt Gewichte und absolviert Überlebenstrainings. «Das kann im Ernstfall sehr nützlich sein», erklärt der junge Mann. «Die Bedrohung aus China, die wird immer grösser.»
China erhöht den Druck auf Taiwan
Denn die kommunistische Führung in Peking betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz. Erst Ende Dezember drohte Präsident Xi Jinping der Insel erneut mit der Vereinigung. Offiziell befürwortet China einen friedlichen Anschluss, schliesst aber Waffengewalt explizit nicht aus.
Laut Sheu Jyh-Shyang, Experte am Institut für nationale Verteidigungs- und Sicherheitsforschung in Taipeh, steht eine Invasion nicht unmittelbar bevor. «Dazu fehlt dem chinesischen Militär noch die Kapazität.» China müsse im Falle einer Invasion rasch Tatsachen schaffen. «Bevor die USA oder andere westliche Länder reagieren können.»
Doch bereits 2030, schätzt Sheu Jyh-Shyang, könnte die Situation anders aussehen. China rüstet massiv auf und könnte bald die USA als Militär-Weltmacht überholen.
Taiwan will eine Rekordsumme für die Verteidigung ausgeben
Angesichts der wachsenden Bedrohung rüstet auch Taiwan auf. Dieses Jahr plant die Regierung 17 Milliarden Franken für die Verteidigung auszugeben. Ein Rekord. Investieren tut Taiwan unter anderem in die Drohnenindustrie. Zehn Privatfirmen haben den Auftrag erhalten, eine Militärdrohne zu entwickeln.
Eine davon ist Taiwan UAV. Das Start-up hat sich auf zivile Drohnen mit starren Flügeln spezialisiert. «Drohnen mit starren Flügeln haben einen guten Windwiderstand», erklärt Präsident Huang Chong-Sheng, «und sind sehr stabil und treibstoffeffizient.»
Diese Eigenschaften eignen sich gut für militärische Aufklärungsdrohnen. Aber im Unterschied zur zivilen Drohne verfügt die militärische über Propeller. Damit kann die Drohne vertikal starten, zum Beispiel von einem Kriegsschiff aus.
Die Regierung ist auf die Hilfe des zivilen Sektors angewiesen. «Privatfirmen haben ganz andere Möglichkeiten zur Massenproduktion», erklärt Experte Sheu Jyh-Shyang. «Der Ukraine-Krieg hat gezeigt, dass es tausende kleine Drohnen braucht. Das ist eher Munition, als Ausrüstung.»
Erstes heimisches U-Boot, neue Kampfjets und verlängerter Militärdienst
Aber nicht nur der Bau von Drohnen wird forciert. Im Herbst lief das erste in Taiwan produzierte U-Boot vom Stapel, zudem soll eine neue Generation von Kampfjets entwickelt werden. Mehr noch: Seit Jahresbeginn müssen Männer mit Jahrgang 2005 und jünger zwölf Monate statt wie bisher vier Monate ins Militär.
Nothelfer Du Bo-Hao befürwortet den Entscheid. Die verlängerte Wehrpflicht betrifft ihn vom Jahrgang her zwar nicht, trotzdem würde er freiwillig ein Jahr dienen, sollte er die Möglichkeit kriegen: «Jeder Profi weiss, dass vier Monate zu wenig sind, um jemanden richtig auszubilden.»