- David Cameron reagiert auf Zustimmung für Anti-EU-Partei Ukip
- Einwanderer aus EU-Ländern sollen Sozialleistungen erst nach vier Jahren erhalten
- Arbeitslose EU-Einwanderer sollen nach sechs Monaten zurückgeschickt werden
- Nachzug von Familienangehörigen soll erschwert werden
- Sperrt sich die EU, schliesst Cameron einen EU-Austritt nicht mehr aus
- Die Finanzindustrie sorgt sich um den Finanzplatz London
- Anfang Mai wählt Grossbritannien ein neues Parlament
- Cameron plant 2017 ein britisches Referendum über den EU-Verbleib
Grossbritannien ausserhalb der EU: Vielen Briten könnte das gefallen, wie die letzten Wahlen beweisen. Die antieuropäische Partei UK Independence Party (Ukip) ist auf Erfolgskurs. Mit einer Kampagne für einen Austritt Grossbritanniens aus der EU hat die Ukip in diesem Monat bei Nachwahlen zwei Sitze im Parlament errungen.
Nun versucht David Cameron Boden gutzumachen, denn Anfang Mai stehen in Grossbritannien Parlamentswahlen an. Umfragen zufolge ist die Einwanderung für die britischen Wähler derzeit das bestimmende Thema.
Cameron wird konkret
Erstmals nannte Cameron bei einer Rede in einer Fabrik der Stadt Rocester konkrete Forderungen für den Verbleib Grossbritanniens in der EU. Auch einen Austritt schloss er nicht mehr aus. So sollen Einwanderer aus der EU, die einen Arbeitsplatz hätten, vier Jahre warten, bis sie Wohlfahrtsleistungen in Anspruch nehmen dürften. Für Arbeitslose soll es gar keine Hilfe des britischen Staates geben. Sie sollten ausgewiesen werden, sollten sie nicht innerhalb von sechs Monaten einen Job finden.
Wenn ich damit Erfolg habe, werde ich für den Verbleib in der EU argumentieren. Wenn ich es nicht schaffe, schliesse ich absolut nichts aus.
Den Nachzug von Familienangehörigen will Cameron stark reglementieren. Wer nach sechs Monaten keinen Job gefunden hat, soll zurückgeschickt werden können.
Die Neuerungen sollen laut Cameron möglichst für alle EU-Länder eingeführt werden, notfalls aber in Grossbritannien mit einer Ausnahmeregelung. «Wenn ich damit Erfolg habe, werde ich für den Verbleib in der EU argumentieren», sagte Cameron. «Wenn ich es nicht schaffe, schliesse ich absolut nichts aus.»
Das Volk soll 2017 abstimmen
Der 48-Jährige will die Beziehungen Grossbritanniens zur EU neu verhandeln und 2017 ein Referendum über die EU-Mitgliedschaft abhalten lassen. «Ich werde eine Beschneidung der EU-Migration aushandeln und die Sozialreform zur absoluten Voraussetzung für Neuverhandlungen machen», sagte Cameron.
Allerdings hat Cameron die Rechnung ohne die Wirtschaft gemacht, insbesondere ohne die Finanzindustrie. Diese bekennt sich zur Mitgliedschaft in der EU. Ihr Argument: London sei der Finanzplatz Europas. Die Unsicherheit über den weiteren Verbleib des Vereinigten Königreichs in der EU schade dem Standort London.