Nach ihrem Triumph bei der Wahl zum Europäischen Parlament im Mai gewinnt die anti-europäische United Kingdom Independent Partei (Ukip) nun ihren ersten Sitz im britischen Unterhaus. Ein von den Konservativen übergetretener Abgeordneter hat sein Mandat komfortabel verteidigt.
Ist Cameron der Kapitän eines sinkenden Schiffes?
«Schon wird spekuliert, wie viele Tories es ihm nachmachen könnten», sagt SRF-Korrespondent Urs Gredig und sieht Cameron innerparteilich unter Druck. Und: Die Tories verlieren immer mehr Wählerstimmen an die Ukip, was der oppositionellen Labour-Partei nächsten Mai bei den Parlamentswahlen zum Sieg verhelfen könne, fügt Gredig an. Der Premier stehe also unter doppeltem Druck.
Cameron laufe deshalb Gefahr, dass er immer mehr da stehe wie der Kapitän eines sinkenden Schiffes, dem langsam aber sicher die Mannschaft davon läuft. Koalitionsregierungen wie derzeit könnten laut Gredig eher die Regel denn die Ausnahme werden. Wegen ihres rhetorisch begabten Parteichefs Nigel Farage könnte die Ukip in Zukunft die «scharfe» Zunge an der Waage bilden, so Gredig.
Ukip-Chef jubelt
Der Ukip-Kandidat Douglas Carswell gewann am Donnerstag eine Nachwahl im Wahlkreis Clacton deutlich mit fast 60 Prozent der Stimmen. Er hatte damit 35 Prozentpunkte Vorsprung vor dem Kandidaten der regierenden Konservativen, Giles Watling, wie die Wahlkommission bekannt gab.
Ukip-Parteichef Nigel Farage bejubelte das Ergebnis frenetisch. «Hier passiert gerade etwas Grosses», sagte er in der BBC.
In seiner Siegesrede gab sich Carswell radikal: «Die Regierenden dürfen nicht mehr unterstellen, sie wüssten, was für die Regierten gut ist. Ein kumpelhafter Ständestaat ist nicht gleichbedeutend mit dem freien Markt. Gemütliche Kartellpolitik ist nicht Demokratie.»
Carswell war 2010 noch für die Konservativen in Clacton angetreten, bevor er vor einigen Wochen zur UKIP überlief, sein Abgeordnetenmandat niederlegte und damit die Nachwahl nötig machte. Bei der vorigen Wahl als Konservativer hatte er den Stimmkreis mit einem deutlich geringeren Vorsprung geholt.
Weiterer Ukip-Erfolg
Auch im Grossraum Manchester gab es am Donnerstag Nachwahlen. Das dortige Ergebnis ist fast noch spektakulärer, obwohl die oppositionelle Labour-Partei ihren Sitz ganz knapp gegen die Rechtspopulisten verteidigen konnte. Vor vier Jahren war die Ukip in diesem Wahlkreis praktisch nicht präsent. Diesmal erhielt sie fast 40 Prozent der Stimmen.