Bei den Zusammenstössen wurden nach einem Bericht des Nachrichtensenders Al-Arabija mehrere Menschen verletzt. Die Kontrahenten gingen nach Augenzeugenberichten mit Schwertern und Knüppeln aufeinander los. Mehrere Autos seien in Brand gesteckt worden.
Massenkundgebungen gab es auch in der Hauptstadt Kairo. Hier blieb die Lage aber zunächst ruhig. Die Organisatoren achteten darauf, ihre Marschrouten so zu wählen, dass sich Demonstranten aus beiden Lagern nicht auf der Strasse begegneten.
Vor einer Moschee im Kairoer Stadtteil Nasr-City versammelten sich nach dem Freitagsgebet mehrere tausend Islamisten, um für den umstrittenen Verfassungsentwurf zu werben. Zeitgleich versammelten sich Anhänger der säkularen Opposition, die gegen den Entwurf stimmen will, vor dem Präsidentenpalast.
Geteiltes Referendum
Die Volksabstimmung über die neue Verfassung, die von den Islamisten formuliert worden war, soll in Kairo, Alexandria und acht weiteren Provinzen an diesem Samstag stattfinden. In den restlichen Provinzen werden die Wähler eine Woche später zu den Urnen gerufen.
Dies hatte Präsident Mursi verfügt, weil sich nicht genügend Richter bereiterklärt hatten, das Referendum zu überwachen. Rund 51 Millionen Wahlberechtigte sind aufgerufen, über den umstrittenen Verfassungsentwurf zu entscheiden.
Tief gespalten
Zum Schutz des Referendums wurden umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen. So erhielt die Armee Polizeibefugnisse zugesprochen. Zum Schutz des Präsidentenpalastes wurden Panzer in Stellung gebracht.
Der Verfassungsentwurf hat das Land tief gespalten. Bei Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern Mursis wurden in den vergangenen Wochen mindestens acht Menschen getötet und Hunderte verletzt. Justiz soll entmachtet werden
Der nun zur Abstimmung gestellte Text war Anfang Dezember im Eilverfahren von der durch Islamisten dominierten verfassungsgebenden Versammlung beschlossen worden. Die liberalen, linken und koptischen Abgeordneten der Versammlung boykottierten die Abstimmung.
Diese Gruppierungen lehnen die neue Verfassung ab, weil sie ihrer Ansicht nach einseitig islamistisch ausgerichtet ist und die Rechte von Minderheiten missachtet.
Ablehnung unwahrscheinlich
Dass die Bevölkerung die neue Verfassung ablehnen wird, ist angesichts der Machtverhältnisse unwahrscheinlich. Die Muslimbrüder, die das Parlament dominieren, sind die am besten organisierte politische Kraft im Land.
Viele Ägypter sind zudem der Unruhen müde, die das Land seit dem Volksaufstand gegen den langjährigen Präsidenten Husni Mubarak 2011 erschüttert haben.