Die Vorwürfe wiegen schwer: «Jahrelang hat der Fifa-Chef mit zweifelhaften Partnern, wie João Havelange, Jack Warner und Jack Blazer eng zusammengearbeitet. Hätte er seine Aufsichtspflicht damals wahrgenommen, dann hätten wir jetzt nicht diesen Schlamassel», meint Fifa-Kenner Guido Tognoni.
Trotz der Turbulenzen seien die Wahlchancen von Fifa-Boss Sepp Blatter weiterhin intakt. Afrika, Südamerika und Asien werden ungeachtet des aktuellen Skandals mehrheitlich hinter dem Fifa-Boss stehen. Der Einfluss der Uefa sei zu gering, zudem seien die Reihen im Verband nicht wirklich geschlossen. Ansonsten wäre es zum Boykott des Kongresses gekommen.
Blatter geniesse derzeit das unangefochtene Vertrauen von Wladimir Putin. «Die Russen mobilisieren daher mindesten zehn Stimmen für Sepp Blatter», schätzt Tognoni.
Integre Führung? Fehlanzeige!
In einem Punkt sind sich Sepp Blatter und Guido Tognoni einig: Das weitere schlechte Nachrichten auf den Weltfussballverband niederprasseln werden. «Wenn die Amerikaner James-Bond-mässig in Zürich einmarschieren und erklären dies sei nur der Anfang, dann wird noch einiges zu erwarten sein.»
Um das grundsätzliche Problem des Korruptionssumpfes trocken zu legen, bräuchte es an der Verbandsspitze wirklich starke und integre Persönlichkeiten, sagt Tognoni – Persönlichkeiten, wie etwa den IKRK-Chef Peter Maurer. «Dieses Regime haben wir in der Fifa nicht.»