Die Angst greife um sich. Und das sei das grössere Problem als Ebola selbst, berichtet Olivier Hagon, Leiter der Fachgruppe Medizin des Schweizerischen Korps für Humanitäre Hilfe (SKH). Mit einem Infektiologen des Genfer Universitätsspitals hat er sich kürzlich in Liberia ein Bild von der Ebola-Front gemacht.
Kein Platz für Gebärende – Baby tot
Die Lage habe sich im Vergleich zum Besuch vom letzten Mai drastisch verschlechtert, stellt Hagon fest: Im Mai sei das öffentliche Leben noch praktisch normal verlaufen. Jetzt aber seien die Spitäler bis auf ein paar Angestellte verlassen: «Das ist nicht nur für Ebola-Kranke, sondern für alle, die aus anderen Gründen auf medizinische Hilfe angewiesen sind, katastrophal.»
Hagon erzählt von der Tochter eines afrikanischen Mitarbeiters, die für die Geburt ihres Kindes nachts von Spital zu Spital gefahren sei. Nirgends wurde sie aufgenommen. Sie gebar im Auto. Ihr Kind starb. Solche Geschichten gebe es noch und noch.
Frauen und Kinder besonders gefährdet
Laut Hagon ist es deshalb am wichtigsten, Liberias Gesundheitssystem als Ganzes zu unterstützen – um nicht nur den Ebola-Kranken, sondern allen zu helfen, besonders auch Frauen und Kindern.
Die Schweiz hat bisher mit gut 1,6 Millionen Franken Hilfe in Liberia geleistet. Mit dem Geld finanziert sie Fachleute vor Ort und Hilfslieferungen wie Handdesinfektionsmitteln, Schutzhandschuhe oder Infusionen.
Unter dem Eindruck der dramatischen Lage stockt sie die Hilfe nun um weitere zwei Millionen auf. Damit wird die Notfallhilfe von Médecins Sans Frontières und des Welternährungsprogramms unterstützt.
Man könne immer noch mehr tun, sagt Hagon. Doch die Schweiz habe den Ernst der Lage erkannt. Die Humanitäre Hilfe des Bundes arbeite weiter daran, gezielt, wirksam und koordiniert in Liberia zu helfen.