Sowohl die Fifa wie auch die Uefa sind Vereine mit Sitz in der Schweiz. Sowohl der Welt- wie der Europäische Fussballverband machen Umsätze im Bereich zwischen einer und drei Milliarden Franken pro Jahr. Und in beiden Fällen steuern relativ wenige Leute riesige Geldflüsse.
Verbände sind korruptionsanfällig
Das mache beide Verbände anfällig für Korruption, sagt Martin Hilti. Er ist Geschäftsführer von Transparency International Schweiz, einer Nichtregierungsorganisation, die sich weltweit dem Kampf gegen Korruption verschrieben hat. «Wo es um viel Geld geht, besteht immer auch die Gefahr von Korruption», betont er. Entsprechend sei die Uefa den gleichen Gefahren ausgesetzt wie die Fifa.
Auf Druck der Öffentlichkeit hat die Fifa aber im Unterschied zur Uefa in den letzten Monaten verschiedene Massnahmen zur Eindämmung der Korruption ergriffen. Sie hat ihre Reglemente verschärft und schon früher eine sogenannte Ethikkommission eingesetzt. Im Vergleich zu anderen internationalen Sportverbänden stehe die Fifa inzwischen sehr gut da, so Hilti. «Die Fifa ist viel weiter als die Uefa.»
Europäer sind nicht per se besser
Auch der Sportmanager, frühere Fifa-Marketing-Manager und SVP-Nationalrat Roland Büchel hält die Uefa für mindestens ebenso korruptionsanfällig wie die Fifa. Nur weil sie den Fussball in Europa mit ihren demokratischen Rechtsstaaten verwalten und vermarkten, würden sich Uefa-Funktionäre nicht korrekter verhalten als andere. «Europäer sind genauso korrupt, wenn viel Geld da ist.»
Einzig die Form der Korruption sei, etwa im Vergleich mit afrikanischen Funktionären, anders. «Der Afrikaner ist zufrieden mit einem Couvert mit 50'000 Franken, während der Europäer Verträge, ein Geschenk oder Ähnliches verlangt – er denkt, das sei dann besser verschleiert», so Büchel.
Ob im Europäischen Fussballverband oder im Weltfussballverband: Wichtig sei die Auswahl der Leute an den Schalthebeln sagt Büchel. So müsse auch die Uefa künftig genauer hinschauen, wer im Verband nach oben gespült werde. Bei der Fifa würden die Leute inzwischen schon in einem frühen Stadium gecheckt.
Politik ist gefordert
Die verbandsinternen Anstrengungen sind das eine, gesetzgeberische Massnahmen das andere. «Der Gesetzgeber muss sicherstellen, dass die Verbände klare Compliance-Regeln kennen, ähnlich denen von multinationalen Unternehmen», fordert Hilti von Transparency International.
Er begrüsst gleichzeitig, dass die Schweiz als Sitzstaat von Uefa und Fifa das Geldwäschereigesetz verschärft hat. So werden neu Weltverbandsfunktionäre wie politisch exponierte Personen behandelt. Damit kann man ihnen genauer auf die Finger schauen.
Der Kampf gegen Korruption im Spitzensport wird ein langer, da sind sich die beiden Experten einig. Und klar ist: Der Europäische Fussballverband hat sich bisher im Schatten des Weltfussballverbandes verstecken können. Doch auch die Uefa muss mit weiteren unangenehmen Enthüllungen rechnen. «Da gibt es noch einiges aufzudecken», ist sich Büchel sicher.