SRF News: Wie beobachtet man in ihrem 1200-Seelendorf das Geschehen in den USA?
Thomas Jaworek, Ortsbürgermeister von Kallstadt: Wir gucken gespannt in die USA und wundern uns schon, wie lange es dauert, bis Donald Trump dann tatsächlich Kandidat fürs US-Präsidentenamt ist.
Trumps Grossvater Frederick soll 1885 als junger Mann in die USA ausgewandert sein. Wer war dieser Frederick Trump?
Es wird immer wieder erzählt, dass er nicht zurückkehren durfte, weil er fahnenflüchtig war. Er hatte sich dem Militärdienst in Bayern entzogen. Nur eine Petition beim bayrischen König hätte ihm die Rückkehr erlaubt. Ob es allerdings dazu kam, weiss ich nicht. Das müssen wir sicher mal noch herausarbeiten.
Begegnet man in Kallstadt noch Spuren Trumps? Ist der Name zum Beispiel noch gebräuchlich?
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Es gibt keine Familie Trump mehr im Ort. Das Weingut und Gästehaus Trump ging in den letzten zehn Jahren konkurs. Es gibt noch ein altes Schild beim Weingut, der Name Trump ist allerdings entfernt worden und es steht nur noch «Weingut» drauf. Insofern merkt man von den Trumps hier nichts mehr, ausser, wenn sich Medienvertreter für das alte Trump-Haus interessieren.
Was ist das für ein Haus?
Das ist eigentlich ein kleines, unscheinbares Haus in der Freinzamer Strasse. Es ist anderthalbstöckig, hat also ein Vollgeschoss und dann kommt direkt das Dach, ein bisschen windschief. Also alles andere als die Trump-Towers, die man in Manhattan kennt.
Ist es in Kallstadt denn kein Thema, Donald Trump etwas zu widmen? Etwa eine kleine Mauer oder eine Sackgasse?
Nach unserer Tradition werden Strassen nach Weinbergslagen benannt. Deshalb kann ich wohl ausschliessen, dass wir nun plötzlich Personen als Namensgeber für unsere Strassen nehmen. Denn dann hätten wir ja auch noch andere Namen zu vergeben. So kommt etwa die Familie Heinz Ketchup aus Kallstadt oder der Künstler und Bildhauer Peter Verschaffelt.
Auch die Familie Heinz Ketchup stammt aus Kallstadt.
Wie wirkt sich denn die prominente Verbindung in die USA auf Ihr Dorfleben aus?
Die Presse suggeriert ein bisschen, dass bei uns das Chaos ausgebrochen wäre, was überhaupt nicht der Fall ist. Wir haben viel mehr Touristen und Gäste bei uns, die wegen dem Wein kommen und um in die Gaststätten zu gehen als die paar Vertreter der Medien, die wegen Trump mit Mikrofon und Kamera durch den Ort ziehen. Sehr viele Bürger kriegen da überhaupt nichts mit.
Was wird, falls Donald Trump am Ende doch US-Präsident werden sollte? Was planen Sie da?
Im Moment noch gar nichts, denn das ist noch ein sehr langer Weg. Falls er es dann doch werden sollte, müsste er zuerst wohl zeigen, dass man stolz auf seine Leistung als US-Präsident, als mächtigster Mann der Welt, sein kann.
Das Gespräch führte Simone Fatzer.