Es würden dringend 193 Millionen Franken benötigt, 76 Millionen mehr als bislang geschätzt, teilte das IKRK in Genf mit.
«Die trostlose Nachricht ist: der Bedarf wächst viel schneller als die tatsächlichen Hilfsleistungen im Land», sagte der IKRK-Direktor für die Region, Robert Mardini.
Das Ausmass des Konfliktes in Syrien sei beispiellos, und es sei kein Ende in Sicht, sagte Mardini. Keine Worte oder Kategorien würden dem gerecht, was in Syrien geschehe.
150'000 Menschen wurden in den drei Bürgerkriegsjahren getötet, die Hälfte der Bevölkerung ist auf der Flucht, fast drei Millionen Syrer haben sich im Ausland vor der Gewalt in Sicherheit gebracht.
«Höchste Priorität ist Aleppo»
Drei Viertel des nötigen Gesamtbetrages braucht das IKRK für seine Aktivitäten in Syrien. Der Rest ist für Hilfseinsätze in Libanon, in Jordanien, Ägypten und im Irak vorgesehen.
Dabei ist das fehlende Geld noch nicht einmal die grösste Sorge der Organisation, sondern die Schwierigkeit, zu den tausenden Menschen zu gelangen, die in umkämpften syrischen Städten von jeder Hilfe abgeschnitten sind.
«Unserer höchste Priorität ist Aleppo», sagte Mardini. Doch habe die Regierung in Damaskus noch kein grünes Licht gegeben, die Menschen dort mit dem Nötigsten zu versorgen.
«Schiffe warten»
Bessere Nachrichten kommen von den Vereinten Nationen: Mittlerweile sind rund 92 Prozent aller syrischen Chemiewaffen aus dem Bürgerkriegsland abtransportiert oder vernichtet worden. «Wir haben bedeutende Fortschritte gemacht», sagte die UNO-Sonderbeauftragte für die Operation, Sigrid Kaag, in New York.
Die restlichen acht Prozent seien allerdings wegen der Kämpfe im Land derzeit nicht zugänglich. «Syrien muss diese Aufgabe komplett erfüllen. Wir brauchen diesen finalen Schub», forderte Kaag. Sobald die Waffen zugänglich gemacht würden, dauere ihr Abtransport nur noch weniger als eine Woche. «Die Schiffe warten.»
Verzögerungen durch Gefechte
Syrien hatte unter internationalem Druck der Zerstörung seines Chemiewaffenarsenals zugestimmt. Unter anderem hatten die USA mit einem Militärschlag gedroht, nachdem bei einem Giftgasangriff in Damaskus im August vergangenen Jahres hunderte Menschen getötet worden waren.
Abtransport und Zerstörung aller Chemiewaffen waren ursprünglich schon bis Ende vergangenen Jahres terminiert gewesen, durch Kämpfe und logistische Probleme war die Aktion aber in Verzug geraten.