Erstmals seit Beginn der Flüchtlingskrise sind mehr Frauen und Kinder auf dem Weg nach Europa als Männer. Die Grenze von Griechenland nach Mazedonien überquerten aktuell zu fast 60 Prozent Frauen und Kinder, teilte das UNO-Kinderhilfswerk Unicef mit.
Im Vergleich zur Situation vor einem halben Jahr habe sich der Anteil der Kinder verdreifacht. Im Juni 2015 waren noch zu 73 Prozent Männer unterwegs nach Europa.
Die Entwicklung bedeute, «dass mehr Menschen auf dem Meer in Gefahr sind, besonders im Winter, und mehr Schutz am Land brauchen», sagte Marie-Pierre Poirier, Unicef-Koordinatorin für die Flüchtlingskrise.
Kein Gefängnis wegen illegaler Einreise
Während der Flüchtlingsstrom nach Europa anhält, ist EU-Gutachter Maciej Szpunar zum Schluss gekommen, dass die illegale Einreise in ein Schengenland keine Freiheitsstrafe rechtfertige. Wenn Migranten nicht direkt an einer Aussengrenze des Schengenraums aufgegriffen werden, stelle die Einreise in ein Schengenland allein keinen Grund für eine Haftstrafe dar. Zu dieser Einschätzung kommt Szpunar in einer Stellungnahme für den Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg.
Verhandelt wird der Fall einer Frau aus Ghana, die von französischen Behörden auf dem Weg nach London am Eingang zum Ärmelkanal-Tunnel aufgegriffen und in Haft genommen worden war. Ein Urteil dürfte beim EuGH erst in einigen Monaten fallen. Meist halten sich die Richter dabei an die Empfehlung ihres Gutachters.
Laut dem Gutachter soll die relevante EU-Richtlinie Verfahren festlegen, um Migranten ohne Aufenthaltsrecht in ihr Herkunftsland zurückzuführen. Nur dafür dürfe ein Betroffener festgehalten werden. Sollte sich der Migrant nach der Entscheidung, dass er das Land verlassen muss, weiterhin dort aufhalten oder trotz Einreiseverbot erneut ins Land kommen, sei eine Haftstrafe aber möglich.