Drei Bootsunglücke allein diese Woche
- In der Nacht auf Donnerstag ist rund 30 Seemeilen vor der libyschen Küste ein Schlauchboot mit 130 Flüchtlingen gekentert. 27 Menschen konnten gerettet werden, 96 werden vermisst.
- Am Montag war bereits ein Schlauchboot gekentert. Fünf Menschen konnten nur noch tot geborgen werden. 15 Flüchtlinge überlebten das Unglück, 135 werden seitdem vermisst.
- Bei einem weiteren Unglück am Dienstag kamen ebenfalls fünf Menschen ums Leben, 23 Flüchtlinge konnte die italienische Küstenwache retten, 95 Menschen werden vermisst.
- Damit dürften diese Woche bereits mehr als 330 Flüchtlinge im Meer ertrunken sein.
Menschen wollen rasch weg aus Libyen
Es wird kälter, die See wird rauer. Trotzdem wagen offenbar noch immer unzählige Menschen die Flucht übers Mittelmeer. «Sie wollen noch vor Wintereinbruch nach Europa», erklärt Beat Schuler. Er arbeitet für das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR in Malta. «Die Situation in Libyen ist katastrophal; Frauen werden systematisch vergewaltigt, es gibt Zwangsarbeit, unbegleitete Minderjährige werden missbraucht.»
Das zeigt Folgen. Noch nie haben so viele Menschen auf der Mittelmeerroute ihr Leben verloren wie in diesem Jahr (siehe Box). Das liegt auch an den Schleppern. «Sie überfüllen die Boote noch viel mehr als letztes Jahr», hat Schuler beobachtet. Es seien keine Satellitentelefone mehr an Bord. Und die Boote würden mit weniger Benzin betankt, so das sie gerade noch die internationalen Gewässer erreichen, in der Annahme, dass sie dort von Rettungsschiffen und freiwilligen Helfern aufgegriffen werden.
Zu wenig legale Möglichkeiten zur Flucht
Beim aktuellen, stürmischen Wetter sei Hilfe aber alles andere als gewährleistet. «Die Gefahr zu kentern ist grösser denn je», betont der UNHCR-Vertreter. Die einzige, legale Alternative, um nach Europa zu kommen, seien sogenannte humanitäre Korridore. «Von diesen gibt es aber fast keine», so Schuler.
Die Gefahr zu kentern ist grösser denn je.
Zwar nehme beispielsweise die EU Flüchtlinge aus der Türkei auf. «Doch im Vergleich zu den 165'000 Ankünften in Italien allein dieses Jahr ist die Zahl derjenigen, die sich auf einen legalen Weg machen können, äusserst klein.» Deshalb wagten trotzdem viele den gefährlichen Weg über das Mittelmeer.