Das Wichtigste in Kürze:
- Die Maschine hat vor ihrem Absturz eine Rauchwarnung abgesetzt. Die Meldung soll aus dem Toilettenbereich ergangen sein.
- Im Mittelmeer geht die Suche nach Trümmern von Flug MS804 weiter. Insbesondere wird nach den Flugschreibern gesucht.
- Erste Trümmerteile, persönliche Gegenstände sowie Leichenteile wurden gefunden.
- Der in Paris gestartete Airbus A320 der Egypt Air mit 66 Personen an Bord ist am frühen Donnerstagmorgen über dem Mittelmeer abgestürzt.
- Ägypten geht von einem Terroranschlag aus. Die USA stehen dem skeptisch gegenüber.
Vor dem Absturz der Egypt-Air-Maschine über dem Mittelmeer ist Rauch im Airbus A320 registriert worden. Der Rauch sei aus dem Toilettenbereich im vorderen Teil der Maschine gemeldet worden, sagte eine Sprecherin der französischen Behörde für Sicherheit der zivilen Luftfahrt BEA in Paris.
Vor dem Absturz seien entsprechende Signale des ACARS-Systems des Flugzeugs gesendet worden. Ein Rückschluss auf die Ursache des Unfalls sei damit nicht möglich. Dazu müssten zunächst die Flugschreiber gefunden und die Daten ausgewertet werden, hiess es bei der BEA.
Das Datenfunksystem ACARS übermittelt automatisch Nachrichten zwischen Verkehrsflugzeugen und Bodenstationen.
Spezialschiff sucht Wrackteile
Seit dem Freitagmorgen geht die grossangelegte Suche im Mittelmeer nach Wrackteilen des abgestürzten Airbus A320 weiter. Erste Trümmer sowie persönliche Gegenstände der Insassen wurden 290 Kilometer nördlich von Alexandria entdeckt. Dies gab das ägyptische Militär bekannt. Dabei handelt es sich um Sitze, Kofferteile sowie Körperteile. An der Suche beteiligt sind unter anderem Marineschiffe und Flugzeuge aus Ägypten und Griechenland.
An der Suchaktion im Mittelmeer sind neben Ägypten auch Griechenland und Frankreich beteiligt. Laut dem griechischen Verteidigungsminister Panos Kammenos ist unter anderem ein französisches Spezialschiff vor Ort, das den Meeresboden nach Wrackteilen absuchen kann. Das östliche Mittelmeer ist bis zu 4500 Meter tief.
Die französische Behörde für die Sicherheit der zivilen Luftfahrt (BEA) und der Flugzeugbauer Airbus haben zudem vier Luftfahrtexperten nach Kairo geschickt. Sie sollen Egypt Air bei der Aufklärung der Absturzursache unterstützen. Auch aus den USA werden Experten erwartet.
Langer Ölstreifen auf Satellitenbildern
Der Beobachtungssatellit Sentinel-1A hat laut der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) einen Ölstreifen auf der Oberfläche des Mittelmeers entdeckt. Auf den Satellitenbildern war der etwa zwei Kilometer lange Streifen am Donnerstag etwa 40 Kilometer südöstlich der letzten bekannten Ortung des Flugzeugs entdeckt worden. Allerdings sei nicht sicher, ob er vom vermissten Flugzeug stamme.
Egypt Air hatte schon am Donnerstagabend verkündet, Teile der Maschine gefunden zu haben, nahm diese Mitteilung später aber wieder zurück. Die entdeckten Gegenstände seien «nicht Teile unseres Flugzeuges», sagte der Vizepräsident der Fluggesellschaft, Achmed Adel, dem US-Fernsehsender CNN.
Anschlag oder Unfall?
Die ägyptischen Behörden bezeichneten aufgrund der letzten Aufzeichnungen des Absturzgeschehens einen Anschlag als wahrscheinlichste Ursache. Darauf könnten das notfallmässige Absinken der Maschine hindeuten sowie die Tatsache, dass die Piloten offenbar keine Zeit fanden für einen Notruf.
Zurückhaltender geben sich die USA: Nach Angaben des Verteidigungsministeriums gibt es keine Hinweise auf eine Explosion an Bord des Flugzeuges. Es sei aber noch zu früh, um eine Ursache für den Absturz auszuschliessen, hiess es weiter.
Ägyptens Luftfahrtminister Scherif Fathy in Kairo warnte zwar vor voreiligen Schlussfolgerungen. Bei einer genauen Analyse des Vorfalls sei die Wahrscheinlichkeit eines «Terrorangriffs» aber höher als die eines technischen Versagens.
Der letzte Funkkontakt
Der Pilot hatte sich zuletzt am Donnerstag um 01:55 Uhr über der Insel Kea nahe Athen gemeldet und keine Probleme erwähnt. Laut dem Fluglotsen in Athen habe er den zweistrahligen A320 konstant auf der Reiseflughöhe von gut 11'000 Meter gehalten.
Beim Verlassen des griechischen Luftkontrollraums habe sich der Pilot aber nicht mehr gemeldet, wie dies üblich ist: «In wenigen Minuten verlassen Sie den griechischen Luftraum – bestätigen Sie.» Auf diese Aufforderung des Fluglotsen in Athen folgte Stille – der Egypt-Air-Flug MS804 von Paris nach Kairo reagierte nicht mehr.
Der griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos sagte, danach habe die Maschine eine Drehung von 90 Grad nach links gemacht, eine weitere Drehung um 360 Grad nach rechts und sei auf eine Höhe von knapp 4000 Metern gefallen. Danach verschwand das Flugzeug vom Radar.
Keine Schweizer unter den Opfern
An Bord des Flugs MS804 befanden sich 56 Passagiere, darunter drei Kinder, sowie zehn Besatzungsmitglieder. Laut Egypt Air handelt es sich bei 30 Menschen um ägyptische Staatsangehörige, 15 Passagiere waren Franzosen. Die Übrigen stammten aus zehn weiteren Nationen. Schweizer waren keine an Bord.
Treffen mit den Angehörigen
Frankreichs Aussenminister Jean-Marc Ayrault kündigte an, sich am Samstag mit Angehörigen der Opfer aus zwölf Ländern in Paris treffen zu wollen, auch um sie über den aktuellen Stand zu informieren. «Das schulden wir den Familien», sagte Ayrault.