Grosses Aufatmen für Dominique Strauss-Kahn: Das Gericht im nordfranzösischen Lille hat den ehemaligen Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) freigesprochen. Ihm und 13 weiteren Angeklagten wurde organisierte Zuhälterei vorgeworfen.
Der Staatsanwalt hatte in seinem Plädoyer argumentiert, Strauss-Kahn habe weder die Prostituierten bezahlt, noch die Abende organisiert, noch von ihnen profitiert. In dem Prozess ging es um zwölf freizügige Partys zwischen 2008 und 2011.
Das Strafvergehen Zuhälterei wird in Frankreich deutlich weiter ausgelegt als in anderen Ländern. Es umfasst zum Beispiel auch Prostitution, die von Dritten bezahlt oder bei Sexpartys organisiert wird. Strauss-Kahn betonte wiederholt, er habe nicht gewusst, dass die beteiligten Frauen Prostituierte waren. Er habe sich «weder ein Vergehen, noch ein Verbrechen» vorzuwerfen.
Das erstinstanzliche Urteil kann nun theoretisch weitergezogen werden, wie SRF-Korrespondent Michael Gerber sagt. «Die Wahrscheinlichkeit ist aber sehr gering.»
Richter sind nicht Hüter der Moral
Der 66-jährige Strauss-Kahn musste seine Ambitionen auf die französische Präsidentschaft aufgeben, nachdem er 2011 wegen einer Affäre um Vergewaltigungsvorwürfe von seinem Job als IWF-Chef zurückgetreten war.
Wie alles begann:
Der nach einem Luxushotel benannte «Carlton»-Prozess stand vor allem wegen der pikanten Details über das Sexleben des ehemaligen Ministers in den Schlagzeilen. Prostituierte berichteten teils unter Tränen von den Abenden. Der Vorsitzende Richter Bernard sagte jedoch, das Gericht sei kein Hüter der Moral, sondern arbeite nach Massgabe des Strafrechts.
Rückkehr in die Politik unwahrscheinlich
Trotz des Freispruchs ist nicht damit zu rechnen, dass Strauss-Kahn jemals in die Politik zurückkehrt, wie SRF-Korrespondent Charles Liebherr sagt. «Niemand in der Politik ist heute mehr bereit, Strauss-Kahn irgendeine Türe zu öffnen.»