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International Geheimdokumente publiziert: «Vatikan kennt keine Pressefreiheit»

Im Vatikan hat der Prozess wegen Geheimnisverrats begonnen: Angeklagt sind die beiden italienischen Enthüllungsjournalisten Gian-Luigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi. Nun drohen ihnen acht Jahre Haft. SRF-Korrespondent Franco Battel erklärt, worum es geht.

SRF News: Was wird den beiden Journalisten vorgeworfen?

Franco Battel: Ihnen wird vorgeworfen, geheime Dokumente veröffentlicht zu haben. Diese Dokumente wurden zuvor im Vatikan entwendet. Der Vorwurf des Diebstahls steht nicht im Raum. Doch die Journalisten sollen geheime Informationen für zwei Bücher verwendet haben, die in Rom in den letzten Wochen erschienen sind. Dort wird berichtet, dass im Vatikan nach wie vor Verschwendungssucht herrsche. Konkret wird der Kurie im Buch vorgeworfen, Spendengelder in der vatikanischen Verwaltung versanden zu lassen.

Audio
Keinerlei Freiheitsrechte garantiert im Vatikan
aus SRF 4 News aktuell vom 24.11.2015.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 56 Sekunden.

Was droht den Angeklagten?

Es stehen Strafen von bis zu acht Jahren Haft im Raum. Der Vatikan ist zwar ein westlicher Staat, aber er ist keine Demokratie. Es gibt auch keine Verfassung, in der beispielsweise Freiheitsrechte garantiert werden. So existiert im Vatikan die Pressefreiheit nicht, was mitunter international kritisiert wird. Was in Italien und der Schweiz legal ist, nämlich aus geheimen Dokumenten zu zitieren, ist also im Vatikan strafbar. Rein theoretisch droht den beiden Angeklagten, wenn sie im Vatikan erscheinen, die Verhaftung. Aber das ist reine Theorie, denn es wäre ein Affront gegenüber Italien, denn die beiden Journalisten sind italienische Staatsbürger.

Wenn sie zu Haftstrafen verurteilt würden, wo müssten sie dann ihre Haft antreten? Gibt es im Vatikan überhaupt ein Gefängnis?

Franco Battel

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Franco Battel ist seit Anfang 2015 SRF-Korrespondent in Rom. Davor war er als Auslandredaktor für Italien, Mexiko, Zentralamerika, Kuba und Liechtenstein verantwortlich. Er berichtete zudem vom UNO-Sitz in Genf.

Ja, das gibt es tatsächlich. Der letzte Häftling war ein pädophiler Priester. Jetzt sitzt derjenige Monsignore ein, der den Journalisten diese Dokumente ausgehändigt haben soll. Aber man kann dazu auch sagen, dass die Häftlinge normalerweise nicht lange in diesem vatikanischen Gefängnis einsitzen. Besonders im aktuellen Fall ist nicht damit zu rechnen. Denn normalerweise amnestiert der Papst solche Häftlinge als Zeichen der Versöhnung. Gerade jetzt, da das Heilige Jahr bevorsteht, kann man – selbst wenn es zu Verurteilungen kommen sollte – von baldigen Amnestien ausgehen.

Wann ist mit dem Urteil zu rechnen?

Sie werden bald gefällt werden. Während in Italien Prozesse bekanntlich sehr lange dauern können, sind sie im Vatikan oft kurz und knapp. Es ist damit zu rechnen, dass die Urteile vor dem 8. Dezember vorliegen, weil dann dieses Heilige Jahr beginnt und der Vatikan höchstwahrscheinlich die ganze Affäre abgeschlossen haben möchte.

Das Gespräch führte Daniel Eisner.

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