«Wir werden Rom erobern», sagt ein mutmasslicher IS-Sprecher in einem Video, welches am Montag nach den Anschlägen von Paris über soziale Medien verbreitet wurde. In der italienischen Hauptstadt macht man sich Sorgen, ein nächstes Ziel von terroristischen Anschlägen zu sein.
Symbolträchtige Orte
Gerade weil der Vatikan am 8. Dezember den Beginn des Heiligen Jahres feiert, ist man besonders auf der Hut. Für das «Jubiläum der Barmherzigkeit» werden im nächsten Jahr rund 30 Millionen Pilger und Touristen erwartet. «Die Besorgnis über die terroristische Bedrohung steigt mit dem Heiligen Jahr», sagte Italiens Innenminister Angelino Alfano. Der Papst, der Vatikan, Rom und andere Symbole des Christentums seien bereits im Zentrum der Drohungen gestanden.
«Man weiss in Italien, dass Rom ein sehr symbolträchtiger Ort ist», sagt SRF-Italienkorrespondent Franco Battel. Neben dem Vatikan mit dem Petersplatz und dem Petersdom könnten auch Gebäude in anderen Landesteilen, wie die Kirche des heiligen Franziskus in Assisi und generell Stätten, die für die christlich-abendländische Kultur stünden, sensible Ziele sein.
Wenig einheimische Dschihadisten
Im Gegensatz zu Paris oder Brüssel gebe es in Italien aber keine Vorstädte, in denen sich Jugendliche radikalisieren würden. Auch seien aus Italien bislang nur wenige junge Männer nach Syrien aufgebrochen, um sich dort in den Lagern des IS ausbilden zu lassen, so Battel.
Dennoch erklären die Behörden, dass man sich nicht in falscher Sicherheit wiegen sollte. Auch wenn derzeit keine konkreten Drohungen vorliegen, sorgte die Aushebung einer islamistischen Zelle in Meran im Südtirol vor einer Woche für Beunruhigung. «Es soll sich um Leute gehandelt haben, die in europäischen Ländern Anschläge planten», sagt der Korrespondent.
Klar ist, dass die Sicherheitsmassnahmen für das Heilige Jahr angepasst werden. Am Freitag wird der Präfekt von Rom über die Schritte informieren. «Man weiss aber jetzt schon, dass der italienische Staat mehr Mittel für Polizei und Armee frei machen möchte, obwohl eigentlich gespart werden muss», sagt Battel.
Kontrollen an Bahnsteigen
Eine erhöhte Polizeipräsenz sei schon jetzt spürbar: «Es sind deutlich mehr gepanzerte Fahrzeuge in der Innenstadt von Rom, beispielsweise vor dem Trevi-Brunnen, zu sehen.» An den neuralgischen Punkten müsse man definitiv mit mehr Überwachung rechnen. Schon heute kann die Peterskirche nur nach einem Sicherheitscheck betreten werden. Nun stelle sich die Frage, ob dies in Zukunft auch für den Petersplatz gelten solle.
Auch an Italiens Bahnhöfen ist die Sicherheitsstufe vor ein paar Monaten erhöht worden. «Wer in den grossen Bahnhöfen einen Zug besteigen will, muss ein Ticket vorweisen und eine Sicherheitsschranke passieren – vor einem halben Jahr war dies noch nicht der Fall.» Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass während des Heiligen Jahres diese Sicherheitsmassnahmen noch zunehmen werden.