Offiziell bestätigt ist Folgendes: Der deutsche Innenminister Thomas de Maizière wurde von einem befreundeten Geheimdienst vor einem Sprengstoffanschlag im Stadion von Hannover gewarnt. Hannovers Bürgermeister Volker Kluwe seinerseits sagte, man habe «konkrete Hinweise gehabt, dass jemand Sprengstoff zünden wollte».
Bombenattrappe im Intercity
Gefunden wurde schliesslich kein Sprengstoff, verhaftet wurde niemand. Entdeckt wurde einzig eine Bombenattrappe, und zwar in einem Intercity in Hannover, wo ein Mann ein verdächtiges Paket im Zug liegen liess. Als Passagiere ihn darauf aufmerksam machten, machte er sich aus dem Staub. Nach dem Mann wird gefahndet.
Unterschiedlich waren die Reaktionen auf die Absage des Fussballspiels zwischen Deutschland und Holland. Während die Menschen das Stadion in Hannover nach der Bombenwarnung in Ruhe und ohne jede Panik verliessen, verloren manche deutsche Medien die Bodenhaftung.
Viel Emotionen, wenig Fakten
So fragte etwa Starmoderator Klaus Kleber im ZDF seine Kollegin – eine Sportmoderatorin im Stadion – allen Ernstes, was sie gefühlt habe, als das Fussballspiel zwischen Deutschland und Holland abgesagt worden sei. Den niedersächsischen Innenminister fragte Kleber, was er gedacht habe, als er seinen für die Sicherheit Mitverantwortlichen Kollegen in die Augen geschaut und entschieden habe, das Spiel abzusagen.
Es klang etwa so, wie wenn der vor einer Woche verstorbene Altkanzler Helmut Schmidt jeweils gefragt wurde, was er gedacht habe, als er die 1977 von Palästinensern entführte Lufthansa-Maschine mit 86 Geiseln an Bord stürmen liess. Viele Emotionen, viel Spekulation und wenig Fakten also beim ZDF am Dienstagabend. Man fragt sich, was in Deutschland passiert, wenn wirklich etwas passiert.
Gefahr durch Salafisten?
Klar ist allerdings, dass die Bedrohungslage in Deutschland sehr real ist. Das betonte Innenminister Thomas de Maizière in den letzten Tagen auch immer wieder. Zwar gibt es in Deutschland keine Problemviertel wie das Brüsseler Molenbeek. Doch es gibt diverse Hochburgen von salafistischen Extremisten wie Solingen, Dinslaken oder Bonn. Man weiss, dass sich von dort aus immer wieder Individuen aufmachen, um sich dem sogenannten Islamischen Staat anzuschliessen.
Und: In der VW-Stadt Wolfsburg versuchen Salafisten immer wieder, Volkswagen-Arbeiter, die teilweise seit vielen Jahren für VW arbeiten, für den IS anzuwerben. Deutschland ist gefordert.