Auf der griechischen Insel Lesbos warten laut Angaben des Uno- Flüchtlingshochkommissariats UNHCR gegen 20'000 Migranten auf die Überfahrt zum Festland. Weitere 10'000 auf weiteren Ägäis-Inseln. Am Dienstag brachte eine von der Regierung in Athen angemietete Fähre rund 2'500 von ihnen zum Festland.
Von Piräus aus wollen die meisten Flüchtlinge sofort in reichere EU-Länder wie Deutschland weiterreisen. An der Grenze zum Nachbarland Mazedonien kommt es deswegen immer wieder zu chaotischen Zuständen. Allein am Montag hatten 7000 Menschen von Griechenland kommend Mazedonien erreicht, so viele wie noch nie an einem Tag.
UNHCR verlangt Auffanglager an EU-Aussengrenzen
Vor diesem Hintergrund werde es immer dringender, europäische Lösungen zu finden, sagte UNHCR-Sprecherin Melissa Fleming: «Deutschland alleine kann sich klarerweise nicht eines europäischen Problems annehmen.» Sie plädierte für EU-Auffanglager an den Aussengrenzen in Ungarn oder Griechenland.
Jedoch könnten solche nur funktionieren, wenn es auch ein europäisches Verteilungssystem für ankommende Schutzsuchende mit fixen Zusagen der einzelnen EU-Mitgliedsstaaten gäbe.
Die EU-Kommission will am Mittwoch einen Verteilungsschlüssel für 160'000 Flüchtlinge vorlegen, die über Italien, Griechenland und Ungarn in die EU eingereist sind. Für das laufende Jahr rechnet das UNHCR mit 400'000 Migranten, die allein über das Mittelmeer Europa zu erreichen versuchen. 2016 könnte diese Zahl gar nochmals deutlich ansteigen.
In Ungarn marschieren wieder Flüchtlinge
Im ungarischen Registrierungslager Röszke haben am Dienstag wieder Flüchtlinge einen Polizeikordon durchbrochen. Die Gruppe, darunter Familien mit Kindern, folgte der Eisenbahnlinie in Richtung der nächsten Kreisstadt Szeged. Die Polizei behinderte die Wandernden nicht weiter, sondern begleitete sie und liess aus Sicherheitsgründen zeitweise einen Zug anhalten. Eine zweite Gruppe marschierte auf der Autobahn M 5 Richtung Budapest.
Einen ähnlichen Fussmarsch auf der Autobahn von Röszke Richtung Budapest hatte es bereits am Montag gegeben. Diese Gruppe hatte am späten Abend aufgegeben und sich von der Polizei nach Röszke zurückbringen lassen.
Verschnaufpause in München
Bereits am Dienstag stellte die Kommission Ungarn vier Millionen Euro zur Bewältigung der Flüchtlingskrise zur Verfügung. Damit sollen die Transportkapazitäten des Landes verbessert, Aufnahmezentren ausgebaut und neue errichtet werden. Zu Wochenanfang hatte die Brüsseler Behörde bereits fünf Millionen Euro für Österreich bewilligt.
An den beiden Wiener Grossbahnhöfen sind am Dienstag rund 3000 Flüchtlinge aus Ungarn angekommen. Ein Grossteil davon ist mit Zügen nach Deutschland
weitergefahren.
In München, wo seit Samstag mehr als 25'000 Flüchtlinge eingetroffen sind, hat sich die Lage derweil etwas entspannt. Insgesamt wurden am Montag rund 4300 Migranten erwartet. «Die Lage hat sich deutlich beruhigt», sagte Oberbayerns Regierungspräsident Christoph Hillenbrand.
München könnte während des Oktoberfestes entlastet werden
Mit vier Sonderzügen seien rund 2000 Menschen nach Berlin, Celle und Düsseldorf weitertransportiert worden. Vertreter aus Frankreich seien vor Ort, um rund 1000
Flüchtlinge für die Weiterfahrt nach Frankreich auszuwählen, sagte Hillenbrand weiter.
Seinen Angaben zufolge gibt es aber Überlegungen, künftig Züge mit Asylsuchenden direkt von Wien aus auf deutsche Städte zu verteilen und München dabei zu umgehen. Am 19. September beginnt in der bayerischen Landeshauptstadt das Oktoberfest.