Nach US-Bombern haben auch Maschinen der japanischen Luftwaffe und Küstenwache die von China eingerichtete Luftüberwachungszone im Ostchinesischen Meer ohne vorherige Anmeldung durchflogen.
Bislang keine Zwischenfälle
Zu Zwischenfällen kam es bei den Überflügen nicht, wie ein japanischer Regierungssprecher erklärte. Es habe keine «besonderen» Reaktionen von chinesischer Seite gegeben. Die Flüge bezeichnete er als üblichen Patrouilleneinsatz.
Auch die japanische Küstenwache erklärte, sie sei durch die Zone geflogen, in der die von China und Japan beanspruchten Inseln liegen. «Wir haben unsere normalen Patrouillen-Einsätze in der Gegend nicht verändert», sagte ein Sprecher der Küstenwache. Die Flüge seien China nicht gemeldet worden. China habe aber keine eigenen Flugzeuge geschickt.
Hat sich Peking verrechnet?
«Man muss damit rechnen, dass die Chinesen demnächst etwas Handfestes machen müssen – weil sonst diese Zone nicht mehr ernst genommen wird», sagt SRF-Korrespondent Urs Morf in Peking. Seiner Ansicht nach hat sich Peking mit der Verhängung der Luftverteidigungszone allerdings verspekuliert. Man habe nicht mit derart grossem Widerstand gerechnet. Vor allem nicht, dass sich die USA so deutlich auf die Seite Japans stellen würden.
Inzwischen sei der Streit zu einem Muskelspiel zwischen China und den USA ausgeartet. Trotzdem werde Peking einen ernsthaften Konflikt mit den USA vermeiden wollen, ist Morf überzeugt – auch wenn chinesische Nationalisten den Abschuss von in die Zone eindringenden Flugzeugen fordern. «Das wäre ruinös für alle Seiten», so der Korrespondent.
Beim ganzen Streit um die Senkaku-Inseln (japanisch; chinesisch: Diaoyu) gehe es weniger um Bodenschätze als darum, der anderen Seite etwas zu beweisen. Bei den Chinesen gebe es immer noch Rachegelüste für die Kriegsgräuel, welche die Japaner im Zweiten Weltkrieg verübt haben, und auf japanischer Seite sei es undenkbar, nachzugeben.
Auch Südkorea und die USA ignorieren Chinas Abwehrzone
Zuvor in der Woche waren zwei US-Bomber vom Typ B-52 unangemeldet durch die Zone geflogen. Auch Südkoreas Luftwaffe teilte mit, eines ihrer Flugzeuge sei ohne vorherige Anmeldung über das Gebiet geflogen.
Peking hatte bei der Einrichtung der Überwachungszone am vergangenen Wochenende verlangt, alle Maschinen, die den Luftraum kreuzten, müssten ihren Flugplan und die Nationalität der Maschinen anmelden sowie eine Funkverbindung zu den chinesischen Behörden gewährleisten.
Riskantes Spiel
Es ist ein gewagtes Spiel. Mit der Schaffung einer eigenen chinesischen Luftverteidigungszone verändert China die Einsatzregeln für seine Streitkräfte und gleichzeitig den heiklen Status quo im Ostchinesischen Meer.
Damit wächst die Gefahr einer Konfrontation zwischen chinesischen und japanischen Militärflugzeugen im Luftraum über dem umstrittenen Meeresgebiet. Ein solcher Zwischenfall könnte der Zündfunke für einen militärischen Konflikt in Ostasien werden, in den zwangsläufig auch die USA als Sicherheitspartner Tokios hineingezogen werden könnten.
In der neuen Zone droht China mit militärischen Gegenmassnahmen, falls sich ausländische Flugzeuge nicht zu erkennen geben oder deren Piloten die Anweisungen der chinesischen Luftwaffe nicht befolgen. Japans Ministerpräsident Shinzo Abe sah eine «äusserst gefährliche Angelegenheit».
Ähnlich warnte US-Verteidigungsminister Chuck Hagel: «Dieses einseitige Vorgehen erhöht das Risiko von Missverständnissen und Fehlkalkulationen.» Die USA riefen China zur Zurückhaltung auf.