Um weitere Attentate zu verhindern, greift Israel zu schärferen Massnahmen. Nach dem blutigen Anschlag auf eine Synagoge in Jerusalem hat die Regierung damit begonnen, die Häuser der Familien von Attentätern zu zerstören.
Das erste Opfer dieser Politik wurde die Familie eines Palästinensers, der mit seinem Auto an einer Tramhaltestelle in Jerusalem Wartende überfahren hatte. Noch vor Tagesanbruch sprengten Sicherheitskräfte das Haus von dessen Familie in die Luft. Auch die Häuser der beiden Attentäter, die eine Synagoge angegriffen hatten, sollen zerstört werden.
Polizist stirbt an Verletzungen
Derweil hat jener Anschlag ein weiteres Todesopfer gefordert. Nachdem palästinensische Attentäter vier Rabbiner in einer Synagoge im Stadteil Har Nof getötet haben, ist nun auch einer der beteiligten israelischen Polizisten seinen Verletzungen erlegen. Damit steigt die Anzahl der Todesopfer auf fünf. Die beiden Attentäter wurden wenige Minuten nach ihrer Tat von Polizisten bei einem Feuergefecht erschossen.
Es war der erste tödliche Anschlag auf eine Synagoge in Jerusalem. Die radikale Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) gab an, die beiden Attentäter seien Mitglieder der Gruppe gewesen. Während Palästinenserpräsident Mahmud Abbas den Anschlag verurteilte, sprach die radikal-islamische Hamas von einer «heroischen Tat». Augenzeugen sprachen von einem «Massaker».
Drei der Opfer stammten aus den USA und eines aus Grossbritannien. An den Begräbnissen nahmen Tausende Menschen teil.
Wir befinden uns in einem Kampf um Jerusalem
Derweil wächst in Jerusalem die Sorge vor einer Zuspitzung des Nahost-Konflikts. «Wir befinden uns in einem Kampf um Jerusalem, unserer ewigen Hauptstadt», schrieb Netanjahu beim Kurznachrichtendienst Twitter. «In diesem Kampf müssen wir zusammenhalten; dies ist das Gebot des Tages.»
Waffen zur Selbstverteidigung
Die beiden Attentäter hatte er zuvor als «Tiere in Menschengestalt» bezeichnet und schärfere Sicherheitsvorkehrungen in der Stadt angekündigt. Der israelische Polizeiminister will es mehr Israelis erlauben, zur Selbstverteidigung Waffen zu tragen.
Einem Bericht der Zeitung «Haaretz» zufolge kam es in der Nacht auf Mittwoch zunächst zu keinen grösseren Zwischenfällen in Jerusalem. Im Westjordanland gerieten demnach aber rund 200 Palästinenser mit 50 jüdischen Siedlern aneinander. Sie mussten von Soldaten getrennt werden.
Mord oder Suizid?
Seit dem Abbruch der Friedensverhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern im April ist die Lage in Nahost immer weiter eskaliert. Zuletzt sorgte der Tod eines arabischen Busfahrers, der am Sonntag erhängt aufgefunden worden war, bei den Palästinensern für neuen Zorn.
Laut den israelischen Behörden hat der Mann Suizid begangen. Palästinenser gehen dagegen von einem Lynchmord durch jüdische Siedler aus. Der Fall heizte die Stimmung an, die ohnehin nach einem Streit um die Nutzung des Tempelbergs in Jerusalem sehr angespannt war.