Die Flüchtlingskrise führt zu einem diplomatischen Hickhack im Südosten Europas: Ungarn wirft Kroatien vor, seine Pflicht nicht zu tun. «Was macht Kroatien?», fragte der ungarische Aussenminister und gab die Antwort gleich selber: «Statt sich um die Immigranten zu kümmern und sie zu registrieren, schickt Kroatien sie Richtung Ungarn und Slowenien.» Budapest zitierte deshalb den kroatischen Botschafter zu sich.
Einen einzigen Tag habe es gebraucht, bis das kroatische System zusammengebrochen sei, fügte der Aussenminister an. Kroatiens Verhalten zeige, so der Aussenminister weiter, dass das Land noch über mehrere Jahre hinaus nicht bereit sei, sich der visa-freien Schengenzone anzuschliessen.
«Türkei ist doch ein sicheres Drittland»
Der kroatische Regierungschef Zoran Milanovic wiederum teilte Richtung Griechenland aus, dem er die Schuld an der Flüchtlingsströmen gab. «Ist das eine Art Rache Griechenlands an Deutschland und Europa?», sagte er laut Medienberichten. «Griechenland – die Grenze des Schengenraumes – erlaubt, dass tausende Menschen, deren Leben nicht bedroht ist, auf Booten auf ihre nahe gelegenen Inseln kommen», erklärte Milanovic und fügte hinzu: «Die Türkei ist doch ein sicheres Drittland.»
Es bestehe offensichtlich ein stillschweigendes Übereinkommen, dass die Flüchtlinge ungehindert in den Schengenraum reisen könnten, vermutete der Politiker weiter. Die Flüchtlinge kämen zudem «mit organisiertem Transport nach Griechenland, Mazedonien und weiter nach Norden».