Nach tagelangem Ausfall wegen Krankheit nimmt der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch am Montag seine Amtsgeschäfte wieder auf. «Nach Beendigung der notwendigen Behandlungen fühlt sich der Präsident gut, sein Gesundheitszustand ist zufriedenstellend», teilte die Präsidialkanzlei in Kiew am Sonntag mit.
Die Kanzlei hatte am Donnerstag offiziell bekanntgegeben, Janukowitsch befinde sich «wegen Fiebers und einer Erkrankung der Atemwege» in Spitalpflege.
Nachdem er sich krank gemeldet hatte, kritisierte ein Vertreter der Opposition den Rückzug. Das habe den Beigeschmack einer politischen Erkrankung, um nicht die Opposition treffen zu müssen und sich von Entscheidungen zur Lösung der politischen Krise zu verabschieden.
Proteste gehen unvermindert weiter
Gestärkt durch die Unterstützung westlicher Politiker gingen die Proteste in der Ukraine am Sonntag weiter. Erneut versammelten sich mehr als 50'000 Menschen auf dem Unabhängigkeitsplatz (Maidan) in Kiew, um gegen die Regierung von Janukowitsch und für eine europäische Perspektive ihres Landes zu demonstrieren.
Am Vortag hatten die USA und die EU der Opposition bei der Münchner Sicherheitskonferenz ihre Unterstützung zugesichert.
Klitschko fordert Bürgerwehren
Die Oppositionsführer Vitali Klitschko und Arsenij Jazenjuk, die am Samstag an der Sicherheitskonferenz teilgenommen hatten, wurden von den Demonstranten in Kiew mit Jubel empfangen. Klitschko wies das vom Parlament verabschiedete Amnestiegesetz für festgenommene Oppositionelle in einer Ansprache zurück.
Es sei nicht akzeptabel, weil es die Freilassung der Festgenommenen davon abhängig sei, die besetzten Verwaltungsgebäude zu verlassen. Damit würden die Oppositionellen zu «Geiseln».
Den Widerstand gegen die Regierungsgewalt will Oppositionspolitiker Klitschko weiter aufbauen. Er rief zum Aufbau von Bürgerwehren auf: «Bildet Bürgerwehren in jedem Hof, in jedem Bezirk, in jedem Haus», forderte Klitschko auf dem besetzten Unabhängigkeitsplatz. Von Waffen sprach er nicht. Hintergrund ist offenbar, dass die Regierung Schlägerbanden anheuere, die mit brutaler Gewalt für Chaos sorgen sollen.