Ministerpräsident Alex Salmond räumte in einer ersten Stellungnahme die Niederlage ein. «Danke Schottland für 1,6 Millionen Stimmen für die Unabhängigkeit Schottlands», sagte Salmond vor Anhängern. «Wir wissen jetzt, dass es eine Mehrheit für die Nein-Kampagne geben wird. Ich akzeptiere das Urteil des Volkes, dass es zu diesem Zeitpunkt keine Unabhängigkeit geben soll.»
Er sei jedoch stolz darauf, was die Nation in den letzten Tagen geleistet habe. «Das ist ein Triumph der Demokratie.» Salmond erwartet jetzt aber, dass die britische Regierung ihre Versprechen für eine weitgehende Autonomie rasch erfüllt.
«Persönlich und politisch enttäuscht»
Auch die schottische Vizeministerpräsidentin Nicola Sturgeon sagt: «Ich bin persönlich und politisch enttäuscht.» Dennoch habe das Stimmvolk ein wichtiges Signal für den Wandel gegeben. Sie ist sich sicher, dass sich Schottland für immer verändert hat.
Der Labour-Politiker und ehemalige britische Schatzkanzler Alistair Darling, der die Kampagne gegen die Unabhängigkeit angeführt hatte, zeigte Verständnis für die Enttäuschung der Unabhängigkeitsbewegung. Es sei jetzt wichtig, das geteilte Land wieder zusammenzubringen.
Der schottische Labour-Politiker Jim Murphy ist Mitglied des Unterhauses in London und Kämpfer für die Union. Er sagte gegenüber der BBC: «Die Debatte um die schottische Unabhängigkeit wird ganz Grossbritannien und vor allem England wecken.» Denn auch Nordengland fühle sich von der Regierung in London abgehängt. Es brauche schnell eine Änderung der britischen Politik.
Cameron für föderaleres Grossbritannien
Dieses Signal scheint der britische Premierminister David Cameron verstanden zu haben. Er sei wie viele andere erfreut über das Ergebnis. In einer Ansprache erklärte er aber auch: «Schottland, wir haben euch gehört und eure Nachricht verstanden. Wir werden eine bessere Zukunft sorgen und unsere Versprechen für mehr Autonomie einhalten.» Erste Gesetzesentwürfe sollen im Januar bereitstehen.
Er sagte auch, dass er sich für föderalere Strukturen im ganzen Königreich stark machen wolle. Das gelte nicht nur für Schottland, sondern auch für England, Wales und Nordirland.
Weitreichende Verfassungsreformen
Nick Clegg, stellvertretender Premierminister des Vereinigten Königreichs, zeigt sich hoch erfreut über den Ausgang der Abstimmung. Er sagt jedoch auch, dass seine Regierung bald ein Paket für grössere schottische Autonomie liefern müsse. Gleichzeitig hält er fest: «Dieses Referendum öffnet nicht nur ein neues Kapitel für Schottland innerhalb Grossbritanniens, sondern auch für weitreichende Verfassungsreformen im ganzen Königreich.»
Die Bilder nach dem «Nein»
-
Bild 1 von 13. Die Entscheidung ist gefallen: Schottland bleibt Teil Grossbritanniens. Wie hier in der Zentrale der Unabhängigkeitsgegner in Glasgow brach am frühen Morgen überall im Nein-Lager Jubel aus. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 2 von 13. Jubel und Trauer aber liegen in dieser Nacht nah beieinander. Auf dem George Square in Glasgow sind Tausende untröstlich, dass sie die Abstimmung verloren haben. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 3 von 13. Die Befürworter der Unabhängigkeit hatten gekämpft bis zum Schluss. Ein Trost: Der britische Premier David Cameron hat ihnen bereits mehr Rechte zugesagt. Im Bild: Eine traurige junge Frau aus dem Ja-Lager in Edinburgh. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 4 von 13. «Das Volk hat gesprochen und das Resultat ist klar», sagte Premier Cameron in einer ersten Reaktion am Morgen nach der Abstimmung. Er kündigte bereits für Januar einen Gesetzentwurf an, der eine erweiterte Autonomie für Schottland regeln soll. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 5 von 13. Er gehört zu den Gewinnern der Abstimmungsnacht: Alistair Darling. Der Labour-Politiker und ehemalige britische Schatzkanzler hatte die Kampagne für den Verbleib im Vereinigten Königreich angeführt. Er zeigte Verständnis für die Enttäuschung der Unabhängigkeitsbewegung. Es sei jetzt wichtig, das geteilte Land wieder zusammenzubringen. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 6 von 13. Er hingegen ist der grosse Verlierer: Schottlands First Minister Alex Salmond hatte an vorderster Front für ein unabhängiges Schottland gekämpft. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 7 von 13. Sie stimmten «Nein»: Am Hauptsitz der «Better Together Campaign» in Glasgow freuten sich die Referendums-Gegner. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 8 von 13. Sie harrten die ganze Nacht aus – umso grösser war die Erleichterung am frühen Morgen. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 9 von 13. Nach dem errungenen Sieg ist erst einmal ein Nickerchen angesagt. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 10 von 13. Ein Ja zur Unabhängigkeit hätte die politische Landkarte Europas durcheinandergewirbelt, so viel steht fest. Auch an den Märkten wäre die Unsicherheit wohl zunächst gross gewesen. Dass Schottland nun beim Vereinigten Königreich bleibt, gab am Morgen nach der Abstimmung dem britischen Pfund Auftrieb. Im Bild: Eine Unabhängigkeitsgegnerin in Glasgow. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 11 von 13. Die Unabhängigkeitsbefürworter – im Bild zwei von ihnen in Edinburgh – räumten ihre Niederlage unumwunden ein. Insgesamt hatten nur 4 der 32 Wahlbezirke – drei in Glasgow und Umgebung sowie die Hochburg Dundee – für die Loslösung von Grossbritannien gestimmt. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 12 von 13. Stimmauszählung in Aberdeen: Das Interesse am Referendum – das zeichnete sich bereits im Vorfeld ab – war riesig. Insgesamt beteiligten sich über 84 Prozent an der Abstimmung. Auch das dürfte historisch sein. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 13 von 13. Um 6.10 Uhr Ortszeit – gut acht Stunden nach Schliessung der Abstimmungslokale – war der Entscheid nicht mehr zu kippen. In Grossbritannien bleibt zumindest geografisch alles beim Alten. Bildquelle: Reuters.