Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel sagte in Berlin, die Bundesregierung, die Landesregierungen und alle Verantwortlichen in Deutschland würden alles dafür tun, dass die Sicherheit jüdischer Einrichtungen und der Bürger jüdischer Herkunft gewährleistet werde. «Wir möchten gerne mit den Juden, die heute in Deutschland sind, weiter gut zusammenleben», sagte die Kanzlerin.
Auch Frankreichs Ministerpräsident Manuel Valls appellierte an die Juden, in Frankreich zu bleiben. «Frankreich ist genauso verletzt wie Ihr es seid, und Frankreich wünscht nicht, dass Ihr das Land verlasst.» Frankreichs Präsident François Hollande sagte am gleichen Tag, die Juden hätten «ihren Platz in Europa und besonders in Frankreich».
Nicht einschüchtern lassen
Frankreich und Deutschland reagierten auf eine Ausreise-Aufforderung an Juden in Europa durch den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. «Juden wurden auf europäischem Boden ermordet, nur weil sie Juden waren», hatte er gesagt.
Auch die jüdische Gemeinde in Dänemark wies die Aufforderung von Netanjahu zurück – trotz des am Wochenende vor einer Synagoge in Kopenhagen getöteten Wächters. Man dürfe sich nicht vom Terror einschüchtern lassen, meinen jüdische Repräsentanten. Zudem sei auch Israel nicht sicher.
Mehr Übergriffe
In den vergangenen Jahren nahmen in Frankreich judenfeindliche Angriffe deutlich zu; im Jahr 2014 wurden doppelt so viele antisemitische Straftaten wie im Vorjahr registriert. Viele der rund 600'000 Juden in Frankreich – die grösste jüdische Gemeinde Europas – erwägen daher auszuwandern.
Die Zahl jüdischer Einwanderer nach Israel hatte 2014 ein Zehnjahreshoch erreicht. Insgesamt kamen im vergangenen Jahr rund 26'500 Juden nach Israel, wie die Einwanderungsorganisation Jewish Agency bestätigte. Im Jahr zuvor seien es rund 20'000 gewesen.