«Sie nähern sich dem türkischen Luftraum, drehen Sie nach Süden ab»: Diese Warnung ist auf einer Tonaufnahme zu hören, welche die türkische Armee veröffentlicht hat. Dabei soll es sich um den Funkspruch an die beiden russischen Piloten handeln, die am Dienstag im türkisch-syrischen Grenzgebiet abgeschossen wurden. Der überlebende russische Pilot sagte allerdings, es habe keinen solchen Kontakt gegeben. Der andere Pilot kam ums Leben.
Russen ins Armeehauptquartier eingeladen
Die Besatzung des russischen Flugzeugs habe nicht auf die – mehrmaligen – Warnungen gehört, sagten türkische Armeevertreter beim Besuch von russischen Militärs im türkischen Armeehauptquartier. Dazu waren die Russen von der türkischen Seite eingeladen worden. Diese wollte den Russen erklären, weshalb es zum Abschuss gekommen war. Mit dem Abschuss habe die Türkei eine «Einsatzregel befolgt», nachdem die Besatzung des Flugzeugs nicht auf die Warnungen reagiert habe, teilte die türkische Armee mit.
«Bereitschaft zu jeglicher Kooperation»
Nach dem Abschuss bemühte sich die türkische Armee nach eigenen Angaben, die russischen Piloten zu finden und zu retten. Ausserdem sei gegenüber Russland die Bereitschaft zu jeglicher Kooperation ausgedrückt worden. Derweil rief die Nato beide Länder zur Besonnenheit auf.
Der türkische EU-Minister Volkan Bozkir erklärte darauf, weder Russland noch die Türkei könnten sich den Luxus eines unfreundlichen Verhältnisses leisten. Er gehe davon aus, dass die Beziehungen zur Regierung in Moskau weiter gepflegt werden.
Russland verschärft Lebensmittelkontrollen
Seit dem Abschuss sind die Beziehungen zwischen Russland und der Türkei deutlich abgekühlt. Präsident Putin erklärte bereits «der tragische Vorfall wird ernste Konsequenzen für die russisch-türkischen Beziehungen haben.» Experten erwarteten vor allem wirtschaftliche Schritte gegen die Türkei.
Nun hat Russland die Kontrolle von türkischen Lebensmitteln verschärft, die Waren werden bei der Einfuhr stärker überprüft. Landwirtschaftsminister Alexander Tkaschjow begründete dies mit wiederholten Verstössen türkischer Hersteller gegen russische Vorschriften. Er verwies dabei etwa auf «verbotene und schädliche Substanzen» sowie stark erhöhte Pestizid- und Nitratwerte. Von den Massnahmen könnten 15 Prozent der landwirtschaftlichen Importprodukte in Russland betroffen sein.
Zudem soll ein für den 15. Dezember geplantes Treffen einer türkisch-russischen Kommission in Sankt Petersburg abgesagt worden sein, wie die Zeitung «Kommersant» berichtet. Zuvor hatten russische Behörden bereits Reisen ihrer Bürger in die Türkei verboten. Als Grund wurde die erhöhte Terrorgefahr angegeben.