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International Krieg – bis der letzte Dschihadist nicht mehr ist?

Gebannt schaut die Welt auf die Ereignisse in Tikrit. In der Geburtsstadt von Saddam Hussein kämpft die irakische Armee mit schiitischen Milizen gegen den IS – und das durchaus wirkungsvoll. «Wunderbar», sagt der Journalist Najem Wali. Aber militärisch sei seine Heimat nicht zu befrieden.

Nach Kobane wird nun in Tikrit, der Geburtsstadt des früheren Diktators Saddam Hussein, eine zweite symbolträchtige Schlacht gegen den IS geschlagen. Sie ist auch die Generalprobe für die Rückeroberung Mossuls, der zweitgrössten Stadt des Iraks und Machtbasis der Terrormiliz im Zweistromland. Das Ziel: Der IS soll ausgemerzt, seiner Rückzugsorte beraubt werden – und schliesslich ganz verschwinden. Najem Wali, ein in Berlin lebender irakischer Journalist und Schrifsteller, ist unbeeindruckt.

Zur Person

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Legende: IMAGO

Najem Wali (geb. 1956 in Basra) ist Schriftsteller und Journalist. Er emigrierte in den 1980er-Jahren im Zuge des Iran-Irak-Krieges und studierte in Hamburg Germanistik. Er lebt in Berlin und schreibt neben seiner Tätigkeit als Autor als Journalist für diverse deutsche Zeitungen. Zudem ist er Korrespondent für die arabische Tageszeitung Al Hayat.

Die Militäraktion, die die irakische Armee gemeinsam mit schiitischen Milizen durchführt, verläuft insgesamt planmässig. Das sei alles wunderbar, sagt Wali – doch er schränkt ein: «Der IS hat immer einen Rückhalt.» Aus dem Niemandsland im westlichen Teil des Landes könne die Terrormiliz wieder auf Bagdad ziehen. «Sie sind wie Ratten», wählt Wali einen drastischen Vergleich: «Man bekämpft einzelne ihrer Löcher, dann kommen sie wieder aus anderen Löchern heraus.»

Einzelne Schlachten gegen die Terrormiliz lassen sich demnach durchaus gewinnen. Der Krieg gegen den «Islamischen Staat» werde aber nicht mit Waffengewalt entschieden, sondern am Verhandlungstisch: «Die sunnitische Bevölkerung im West-Irak muss in der Regierung angemessen vertreten sein, ihre Interessen dürfen nicht ignoriert werden.»

Das schiitische Verständnis von Demokratie als «Macht der Mehrheit» sei fehlgeleitet. «Demokratie bedeutet für mich Schutz der Minderheit – erst dieses Prinzip kann zu einem friedlichen Irak führen.»

Egal welche Waffen der IS hat, seine effizienteste ist der Mensch.

Und trotzdem: Der «Islamische Staat» scheint von allen Seiten unter Druck zu stehen. Der Iran beteiligt sich immer offener an den Kampfhandlungen, die US-geführten Luftangriffe werden mit unverminderter Härte weitergeführt, die Kurden stellen sich dem IS-Terror am Boden entgegen. Kann die Terrormiliz diesem Druck standhalten?

Audio
«Der Irak braucht nicht noch mehr Waffen» (Gespräch: Andrea Christen)
aus SRF 4 News aktuell vom 16.03.2015.
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 52 Sekunden.

Auch hier will Wali kein reine militärischen Argumente gelten lassen. Die stärkste Schwächung für den IS sei momentan ziviler Art: «Egal welche Waffen der IS hat, seine effizienteste ist der Mensch. Wenn sein Rückhalt in der Bevölkerung in den besetzten sunnitischen Gebieten bröckelt, wird er geschwächt.»

Die Stärke des IS sei bei seinem Einzug nach Mossul gewesen, dass er sich als Wohltäter inszenierte. «Sie haben den Menschen all das angeboten, was ihnen fehlte. Nach einigen Monaten zeigte der IS dann sein wahres, grausames Gesicht.»

Der IS hat den Menschen all das angeboten, was ihnen fehlte. Nach einigen Monaten zeigte er dann sein wahres, grausames Gesicht.

Irak will Hilfe aus der Luft

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Die Rückeroberung von Tikrit ist zuletzt ins Stocken geraten. Nun forderte der irakische Verteidigungsminister al-Illami Unterstützung durch Luftangriffe an. Die internationale Allianz unter Führung der USA greift immer wieder IS-Stellungen aus der Luft an, in die Offensive auf Tikrit hat sie sich aber bislang nicht eingeschaltet.

Um den IS endgültig zu besiegen, sei schliesslich auch der Westen, vorab die USA, gefragt. Nicht etwa mit einer Intensivierung der militärischen Aktivitäten, sondern ganz im Gegenteil mit einer «Entmilitarisierung» der Region: «Es ist unsinnig, mehr Luftangriffe und Waffenlieferungen zu verlangen. Wenn der Westen wirklich an einer Friedenslösung interessiert ist, muss der Zustrom an Waffen trocken gelegt werden.»

Im ganzen Land wimmle es von Waffen, bei jeder Fraktion, in jedem Haushalt. US-Präsident Barack Obama habe sein Volk auf einen jahrelangen Kampf gegen den IS eingeschworen, blickt Wali zurück. Und genau das dürfte eintreten, sollte der Westen seiner bisherigen Strategie zur Befriedung des Irak treu bleiben, prognostiziert Wali.

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